Sonntagmorgen nach der Zeitumstellung. Noch nicht mal die Tauben sind auf. Und wo nachher tausend Rottweiler für ein friedvolles Miteinander und gegen jede Form der Rassenkunde demonstrieren wollen, ist es jetzt noch ruhig. So nutze ich denn die zurück bekommene Stunde für einen ersten Beitrag auf Rottweil inside:
Ich blogge seit Anfang dieses Sommers. Einfach, weil es mir gefällt. Weil ich einen so schönen Platz am Küchenfenster habe, von dem aus ich auf Rottweils Dächer sehe (die mit den alten Ziegeln sind schöner!), und weil es so gekommen ist, dass dies halt so mein Blick wurde – von der Nische eines Küchenfensters auf Stadt und Land und alles drum herum.
Nach Reichsstadtverständnis bin ich vermutlich noch immer eine Reingeschmeckte. Ich war ein Jahr alt, als meine Familie in ein Reihenhäuschen unterhalb des Wasserturms zog. Aufgewachsen bin ich indes gefühlt als waschechtes Rottweiler Kind, inklusive Stadtranderholung (das AWO-Kinderferienprogramm der 70er), kalten Bajassfüßen, Stadtjugendring und Hohlstunden im Wohnheim des ABG. Das ist jetzt alles lange her.
War kein übles Aufwachsen. Man kann es weit schlechter erwischen. Heimat- Zuhause-Daheim- Familie – war alles eins. Das macht die Dinge ziemlich übersichtlich. Und trotzdem oder grade deshalb – blieb ein Hunger nach dem ganzen komplexen Chaos der Welt, nach all dem, was sich außerhalb dieser hermetisch abriegelnden Reichsstadtmauen verbirgt.
Rottweil ist ein Ort, der gut ist zum Verlassen, den ich froh bin, verlassen zu haben. Und der gut ist zum Zurückkommen, in dem ich froh bin, wieder zu sein. Nach zwanzig Jahren kam ich zurück und habe die Stadt zunächst umrundet, von ein paar Stadtteilen und Käffern drumherum die Dinge betrachtet, bis ich, mit mittlerweile zwei Kindern, also hier landete, mittendrin, das Schwarze Tor in Sichtweite.
Und da bin ich nun, wieder zuhause, und das gut und gern, aber noch immer mit dem Fernweh als ständigem Begleiter. Offenbar kann ich die wohlige Kleinstadtwärme innerhalb der Mauern nicht genießen ohne gleichzeitig dagegen anzurennen. So hat halt jeder sein Hobby.
Dies schwäbisch-katholische Kleinstadtfeeling ist prima um Kinder großzuziehen. (Ich gebe zu, ich bin gar nicht katholisch). Aber das Wissen ist halt da, was für überwältigende Lebensgefühle es außerdem noch gibt. Hach! Irgendwann mal wieder … ganz bestimmt. Zumindest vorstellen will ich's mir. Irgendwann wieder …
Über den Dächern ist der Himmel blau, und es fliegen mittlerweile die Tauben. Die Eltern sind alt, die Kinder noch klein, der Job eine tägliche Herausforderung, und die Welt ist in Aufruhr. Manchmal schwirrt mir der Kopf, und ich komme kaum zur Ruhe. Dann sitze ich am Fenster und sortiere – schreibend, und stelle mir vor, ich könnte von hier aus mit der Welt kommunizieren.
Mein Blog und diese Plattform sind ein Versuch, eben dies zu tun.
Drum also jetzt auf "Senden".
(Ich mag diese Zeitumstellerei nicht! Vor und zurück und wieder vor und zurück - und wieviel Uhr ist jetzt, und was haben wir- ist es längst Morgen oder gerade erst oder sowieso noch Nacht - In dieser Zeit jetzt würde ich gerne bleiben, sommers wie winters. Dies nur "by the way")
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