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In Prä-Corona Zeiten (lang ists her) trug ich ja jeden Tag das gleiche Outfit, meine „Uniform“. Montags bis Freitags eine lange schwarze Stoffhose und eine Bluse (meist rosa, grau, hellblau oder weiß). Dadurch muss ich selten „neues“ kaufen, verschwende keine Ressourcen und bin immer passend angezogen. Von den anderen Vorteilen wie Zeitersparnis, kein Entscheidungsdruck u.a. mal abgesehen. Und in der Freizeit trug ich Lieblingsteile, die sich gut miteinander kombinieren lassen, da auch hier nur „meine“ Farben im Schrank sind. Meine Kleidungsstücke kaufe ich seit 2014 hauptsächlich Second Hand, das letzte konventionelle T-Shirt habe ich im Januar 2017 gekauft. 

Und nun bin ich seit 18.3. im Homeoffice, bzw. immer wieder auch in Kurzarbeit. Das heißt aus 5 Tage Uniform/2 Tage Freizeitkleidung ist jetzt 7 Tage Freizeitkleidung geworden. Also Jeans und T-Shirt, bzw. im April als es jetzt so warm war, kurze Hose und Top (sobald die Sonne etwas scheint hat es in unserem Haus über 24 Grad). Und nun merke ich, dass ich wenig Freizeitkleidung habe. Beziehungsweise: ich bilde mir ein, dass ich zu wenig Freizeitkleidung habe. Schließlich muss ich momentan auch immer wieder Kleidungsstücke aussortieren, da sie „durch“ sind, sprich Löcher haben. Eigentlich logisch, viele der Teile sind weit über 10 Jahre alt und wurden mehrere hundert Mal gewaschen. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich habe Lust zu shoppen! Ja, jetzt ist es raus. Ich, die Nicht-Shopperin möchte so gerne „meinem“ Second Hand Laden einen Besuch abstatten. Ich bin mir sicher, dass es dort chice Sommerkleider gibt, Tops in sommerlichen Farben, und wer weiß, vielleicht hätte ich Glück und würde sogar mal wieder eine passende Jeans finden. 

Woher kommt dieser Drang? Ich brauche ja nichts. Es gibt genug Kleidungsstücke in meinem Kleiderschrank. Liegt es daran, dass ich meinen leeren und gleichförmigen Alltag aufmischen möchte? Veränderung zumindest im Kleiderschrank herbeisehne? 

Aber ganz ehrlich. Obwohl die Läden wieder aufhaben kann ich mir nicht vorstellen jetzt in Ruhe shoppen zu gehen. Einfach so, durch den Laden streifen und zig Kleidungsstücke anzuprobieren, mich kritisch im Spiegel anzuschauen, mit der Ladeninhaberin zu schwatzen (Was zum Einkaufserlebnis dazugehört). Dieses „da draußen“ fühlt sich unheimlich und fremd an, und meine eigenen 4 Wände sind mir einerseits zwar eng, gleichzeitig aber zum sicheren Hafen geworden. 

Also, bleib ich zu Hause, und bin dankbar über die vorhandenen Teile im Schrank. Diese Corona Zeit prüft meine Geduld. Und das ist gut so. 

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