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Der Kopf ist voller Themen. Ich bekomm´s kaum sortiert. Das hat bestimmt auch damit zu tun, wie deprimierend manche Themen sind, und wie aussichtslos.

Ich habe mit Leuten zu tun, die sich nicht an Spielregeln halten und kann mich dem nicht entziehen. Meganervig.

Richtig übel sind Krankheiten. Da gibt es Leute, mit denen ich alt werden und die ich nicht leiden sehen will. Und die Suche nach Therapien ist die nach der Nadel im Heuhaufen. Zum Heulen.

Anderen klebt die Kacke am Schuh, und die wandert mit jedem Schritt mit, und ich kann nicht helfen. Tut mir so leid.

In manchen Aufgaben habe ich das Gefühl, täglich wie Sysiphos einen Felsblock den Berg hinauf zu schieben, nur damit er abends wieder runterollt und am nächsten Tag dasselbe ansteht. Auch oft frustig.

Und dann das Ausharren im Lockdown und das Warten auf die Zäsur, die nicht kommt, weil es weitergehen soll wie gewohnt. Veränderungen ja, aber bitte so, dass sie nirgends wehtun. Geht halt nicht.

Aufregen ist nicht erwünscht. Da gibt´s also kein Ventil. Sobald ich mich aufrege, steht wer da, der bremst und das selbst da, wo man in sich in der Sache durchaus einig wäre. Keine Empörung! Wieso nicht?  Alle sollen  immerzu die andere Seite und Meinung genauso anerkennen wie die eigene, und als annehmbare, ´einvernehmliche´ Lösung gilt nur, wenn keine Haltung sich durchgesetzt hat. So siehts dann halt auch aus. Politik ohne Haltung. Als ob es kein Einlenken gäbe. Ich habe zu fast allem eine mehr oder weniger gefestigte Meinung, aber oftmals setzt  die sich nicht durch, ja, bissweilen spielt sie gar keine Rolle. Nu denn. Wenn ich mich nicht durchsetze, akzeptiere ich das Nichtgewünschte und tröste mich – es gibt nichts Schlechtes ohne sein Gutes, das ist auch in der Politik so, und dafür ließe sich ja auch sorgen. Wieso immer dies YinYang-Harmonie-Geschwurbel, das vorgibt, es allen recht machen zu wollen, samt seiner fernöstlich inspirierten, am Ende aber eben doch behäbig-schwäbischen Yoga-Spätzle-Gelassenheit? Die regt mich auch auf. Ich WILL gar nicht immer gelassen sein.

Ich weiß nicht, wen ich wählen soll. Alle schreiben sich groß Klimaschutz auf die Fahne, und am Ende weht die doch bloß lau im Wind. In der Frage, ob man einen Wald abholzt für eine Autobahn, gewinnt noch immer die Autobahn, und selbst Leute, die ein ausgeprägtes ökologisches Gewissen haben, argumentieren, dass das ja nun schon lange geplant war und die beteiligten Firmen Planungssicherheit bräuchten. Während im Lockdown durchaus das Argument zulässig ist, dass ein Virus sich nicht an Pläne hält, gilt dieses Argument bei allen anderen Krisen nicht. Ökosysteme halten sich auch nicht an Flächennutzungspläne. Sowieso - „Sicherheit.“ Als ob es immer und zuerst um Sicherheit gehen müsste. Es geht mindestens genauso sehr um Veränderung. Lokal natürlich nicht; da geht es nach wie vor um die Erschließung neuer Baugrundstücke, damit alle den selben überholten Traum vom Häuschen im Grünen träumen können, das dann kein Häuschen im Grünen ist, sondern eins in der Vorstadt, und die frisst sich bloß immer weiter ins Grün hinein, während die Stadt selbst den Traum eines Einkaufsparadieses erfüllen soll, der genauso überholt ist. Es gibt so viele kluge Abhandlungen über zeitgemäße Stadtplanung, die diesen Irrtum auflösen. Es muss und kann nicht jede Stadt eine Einkaufsstadt sein; Städte sind zum Wohnen da. Und die These, dass Klimapolitik Stadtpolitik ist, ist zwar unter Fachleuten anerkannt, spielt in den Rathäusern aber keine Rolle.

Die Diskussion über Eigenheimsiedlungen in immer fetteren Speckgürteln ist längst überfällig. Apropos „fett“ und „Speck“: die Idee eines Veggiedays war auch nicht schlecht. Ein Zeichen, ein Schritt auf einem Weg. Und es ist ja keinem verboten, sich eine Scheibe Wurst auf die Stulle zu legen oder sich am heimischen Herd ein Schnitzel in die Pfanne zu hauen. Aber in der Öffentlichkeit, in Kantinen und Mensen, würden Zeichen gesetzt. Wo es „Verbot“ aufschreit und „Freiheit“ verlangt, ist häufig schnöde Egoismus und Hybris am Werk. Es gab schon Leute, die es als einen nicht hinnehmbaren Eingriff ins Private und die eigene Freiheit empfanden, dass man Frauen und Kinder nicht schlagen darf, „nicht mal die eigenen“. So siehts aus. Nicht mal die. Auch Privates ist politisch.

Aber ich will da jetzt nicht einer angeblichen Verbotspartei das Wort reden. Meine erste je abgegebene Stimme galt den Grünen. Das war in den Achtzigern. Damals hieß es „Jute statt Plastik“, und das Thema, das diskutiert wurde, hieß nicht ´Verbot´, den es gleichwohl einschloss, sondern Wandel. In den vielen Jahren seither haben sie sich verändert. Manche sagen, sie seien erwachsen geworden. Mag sein. Wenn erwachsen sein heißt, sogar mit der CDU zu können und BaWü als ewiges Autoland zu definieren, dann stimmt das.

Zugegeben - es gibt Schlimmeres.

Oft sind es ja gar nicht die Bürger, die nicht ändern wollen. Es sind mindestens genauso sehr die Politiker und Entscheidungsträger. Da klagt sogar ein grüner Ministerpräsident, das Auftauchen einer neuen, kleinen, ebenfalls umweltschutzpolitisch motivierten Partei sei ´gefährlich´ für die Mehrheitsverhältnisse, und ich denke, hui, da hat man sich ja bereits ganz vortrefflich eingerichtet. Klar ist eine neue Partei mitunter gefährlich für bestehende Machtverhältnisse. Logisch! Das soll es ja auch sein. So wird auf demokratischem Weg Veränderung eingefordert. Oder hab ich da was falsch verstanden?

Ach, das ist alles deprimierend. Ich ringe um positive Energie. Es ist Frühling. Hurra. Aber heute ist es kühl und sonnenlos. Frühling hilft gerade auch nicht. Ich google „Gute Nachrichten“.

Friseure haben wieder auf. Für viele eine gute Nachricht, auf jeden Fall für Friseure.

In Texas wurden während eines Kälteeinbruchs Riesenschildkröten aus dem Meer gefischt und zum Aufwärmen in ein Resort gebracht. Das ist eine schöne Sache für die Schildkröten, erinnert mich aber auch an den Klimawandel und taugt also nur bedingt als positive Nachricht.

Ab 2024 darf kein Glyphosat mehr verwendet werden. Das ist dann eine gute Nachricht, wenn es bis dahin nicht durch ein anderes Übel ersetzt wird.

„70-Jähriger rudert allein über den Atlantik“ . Hä? Gute Nachricht? Ich würde sagen „selber schuld“.

Müllsammler fischen fast 4 Tonnen Müll aus dem Rhein. Das ist gut. Schlecht ist, dass der Müll überhaupt dort gelandet  ist und sicher welcher nachkommt. Taugt also nicht nachhaltig.

 „Die Bildungsexpansion hat dazu geführt, dass die Deutschen schlauer sind als früher.“ Sagt Die Zeit. Wow. Das klingt gut. Da kommt Hoffnung auf. Aber sofort schießt die Zeit jegliches Frohlocken in Grund und Boden:

Dann sagt Die Zeit nämlich noch, als positive Nachricht, die Lebenserwartung steigt,  aber gleichzeitig, es steigen auch Depressionen, Alzheimer und Krebs. Schlagzeile „Alt, unglücklich und vergesslich“. Unter ´positive Nachrichten´? Soll ich jetzt "Hurra" schreien? Geht’s noch?

Diese Googlesuche bringt mich nicht wirklich weiter.

Ich versuch´s mit einer Witzeseite.

„25 Jahre hat es gebraucht, damit ich mal begreife, dass Frucht-Tiger die Steigerung von fruchtig ist… Es wird nie wieder so sein wie vorher“, schreibt wer.     Funktioniert bei mir.

„Hab gestern versucht, einem Rothaarigen Witze über Rothaarige zu erzählen. Er fand es nicht so lustig und dann Ginger.“      Ging bei mir auch.

Was machen Pilze auf einer Pizza? Als Belag funghieren.     Okay.

Ein Programmierer wird von seiner Frau um Folgendes gebeten: „Geh bitte zum Laden und kaufe einen Laib Brot. Falls die Eier haben, bring ein Dutzend mit.“ Der Programmierer kommt zurück mit 12 Laiben Brot.      Nicht schlecht.

„Ich kann total gut Mitmenschen umgehen.“       Ich seit Corona auch.

„Ich würde ja jetzt einen Witz über die Deutsche Bahn machen, aber der würde nicht ankommen.“ Ha. Doch, wider Erwarten doch.

Es gibt eine Rubrik „Deine-Mutter-Witze“. Die sind allesamt bescheuert. Ich versuch´s mit Männerwitzen.

“Wenn du einen Mann verstehen willst, dann musst du denken wie ein Mann.” “Hä?”  “Das ist für den Anfang schon sehr gut!”       Finde ich auch.

Warum blieb Moses vierzig Jahre in der Wüste? Weil er nicht nach dem Weg gefragt hat.     Treffer. Ich werd nie verstehen, weshalb mann nicht fragen kann.

Warum geht eine Psychoanalyse bei Männern schneller als bei Frauen?
Wenn es darum geht, in die Kindheit zurückzugehen sind die meisten Männer schon da!     Ha!

Perfekte Männer gibt es in jeder Ecke! Sagte Gott und schuf die Welt rund.

Das genügt fürs Erste. Zur Vorsicht will ich mich aber noch an Monty Python und ein paar alberne Gangarten halten. Zur Inspiration nochmal den Sketch angesehen. Dann wage ich den Versuch, ziehe ein Bein hoch, winkle es ab, gehe in die Knie, kombiniere ein Schnauben dazu, das erinnert mich an ein Pferd und ich hüpfe über imaginäre Wiesen. Schnell breite ich zwecks bessrer Balance die Arme aus, springe Richtung Küche, der Kater sieht mich fragend an. Aber mir ist wohler. Wenn nichts mehr hilft – dies tut es!

Hinweis: Die in dieser Kolumne geäußerten Ansichten und Meinungen sind allein die des/der Autors/Autorin und spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten unserer Redaktion wider. Wir übernehmen keine Verantwortung oder Haftung für den Inhalt dieser Kolumne.

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