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"Voraussetzung für den Ausbau der Elektromobilität ist eine sichere und bezahlbare Stromversorgung. Davon sind wir immer weiter entfernt."

Antworten von OB-Kandidat Joachim Bloch zu Fragen der Rottweiler Umweltinitiativen
copyright Anton Sokolov - Adobe Stock

Wie wollen Sie Rottweil zukunftsfähig machen?

Ich praktiziere Naturschutz persönlich indem ich zum Beispiel auf Flugreisen und Kreuzfahrten (mit umweltschädlichem Schweröl-Antrieb) verzichte. Kurzstrecken lege ich gerne per Fahrrad mit reiner Muskelkraft zurück. In meiner Freizeit bin ich überwiegend als Radler und Fußgänger unterwegs. Statt Büro und Wohnung unnötig aufzuheizen trage ich einen Pullover. Das mache ich alles freiwillig aus Vernunft. Die Bevormundung der Menschen durch selbst ernannte Klimaschützer mit irrealen Weltrettungsphantasien lehne ich ganz klar ab. Ich trete für den Erhalt unseres Wohlstands mit hohem Freizeitwert inklusive Kultur-Rottweil ein. Die Basis dafür ist sind eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen und hochwertige, weltweit gefragte deutsche Industrieprodukte. Durch die krachend gescheiterte Energiewende und durch die Sanktionen gegen Russland haben wir die höchsten Energiepreise der Welt. Inzwischen empfiehlt schon die Regierung Lebensmittelvorräte und Notstromaggregate, weil Blackouts drohen. Bislang sichere Arbeitsplätze sind in höchster Gefahr. Immer mehr Menschen können sich das Heizen und die unvermeidlichen Autofahrten zum Arbeisplatz nicht mehr leisten.

Ich halte es für verantwortungslos, diese bittere Realität auszublenden und weiterhin von einem Energiewende-Jahr 2022 träumen. Stattdessen sollte die Rottweiler Volkshochschule ihr Programm kurzfristig um zentrale Themen der Krisenvorsorge erweitern, zum Beispiel neutrales Fachwissen über Notstromversorgung und effizientes Heizen. Die VHS könnte auch wertvolles Wissen vermitteln, um Zierrasen in Selbstversorger-Gemüsegärten zu verwandeln.

Welche zukunftsfähigen Konzepte haben Sie im Energiebereich?

Allein mit Windkraft und Photovoltaik ist keine sichere Energieversorgung rund um die Uhr möglich. Unverzichtbar sind grundlastfähige Energiequellen, die auch nachts und bei Windstille funktionieren – also Kohle- und Kernkraftwerke. Genau diese verlässlichen Stromquellen wollen die alten und neuen Machthaber in Berlin aufgeben. Nur durch Atom- und Kohlestrom aus Nachbarländern konnte Deutschland den Zusammenbruch der Stromversorgung bisher verhindern. Grundlastfähig sind auch Gaskraftwerke. Aber woher soll deren Primärenergie kommen wenn Deutschland die Inbetriebnahme der fertigen Pipeline Nordstream 2 verweigert?

Wie wollen Sie in der Rottweiler Kernstadt Blockheizkraftwerke (BHKW) angesichts des explodierten Gaspreises wirtschaftlich betreiben? Was soll außerhalb der Heizperiode mit der Wärme aus BHKW geschehen?

Nach meinem Kenntnisstand machen BHKW nur Sinn, wenn die Verwertung der erzeugten Wärme ganzjährig gewährleistet ist.

Zum sinnvollen Betrieb von Photovoltaikanlagen gehört für mich eine bezahlbare, langlebige und umweltfreundliche Speichertechnologie. Nennen Sie mir bitte eine Bezugsquelle.

Eine Windkraftanlage für Rottweil so hoch wie der Thysssen-Turm – für mich unvorstellbar! Bei ganzheitlicher Betrachtung des Naturschutzes geraten Windräder ins Zwielicht. Zudem gibt es ernstzunehmende Hinweise, dass ausbleibender Regen mit den zahlreichen Rotoren zusammenhängt, die den Wind bremsen.

Welche zukunftsfähigen Konzepte haben Sie im Mobilitätsbereich?

Es ist völlig unmöglich, innerhalb der wenigen Wochen eines Wahlkampfes die von Ihnen geforderten Konzepte seriös zu entwickeln. Ich will nicht versuchen, mit publikumswirksamen Worthülsen auf Stimmenfang zu gehen. Mit Bestimmtheit kann ich jedoch folgendes sagen: Bei Spritpreisen von über 2 Euro ist die Mobilität leider für immer mehr Menschen nicht mehr wahlfrei. Sie können sich das eigene Auto schlicht nicht mehr leisten.

Noch mehr Verkehrsberuhigung wird Rottweil nicht menschengerecht machen, sondern zunehmend menschenleer. Fragen Sie doch mal die Gewerbetreibenden in der Kernstadt, was sie von einem komplett autofreien Zentrum halten!

Für mehr und bessere Rad- und Fußwegverbindungen bin ich absolut offen – vor allem zwischen Bahnhof und Kernstadt. Wenn Rottweil es sich leisten kann, bin ich zur Überwindung des Höhenunterschieds für eine Aufzugsverbindung nach dem Vorbild der Stadt Engen. Der gläserne Aufzugsschacht könnte auf der Ostseite der Hochbrücke stehen. Der Platz um die dortige Werbesäule ist groß genug für einen komfortablen Ein- und Ausstieg auch mit Fahrrädern.

Der ÖPNV ist in der Tat verbesserungswürdig. Eine Stunde Busfahrzeit von der Siedlung auf der Brücke zum Einkaufszentrum auf der Saline ist deutlich zu lang.

Kleinere Busse und dichtere Taktungen könnten eine Lösung sein. Ich frage mich jedoch, wie Sie Verbindungen zu extrem günstigen Tarifen finanzieren wollen. Angesichts der Abseitslage etlicher Teilorte führt – abgesehen vom Schülerverbindungen – kein Weg an individueller Mobilität per eigenem Auto vorbei.

Wollen die motorisierten Innenstadtbewohner überhaupt auf Elektroantrieb umsteigen? Diese Frage gilt es zuerst zu klären. Voraussetzung für den Ausbau der Elektromobilität ist eine sichere und bezahlbare Stromversorgung. Davon sind wir immer weiter entfernt. Sollen nur noch Besserverdienende Auto fahren dürfen?

Welche zukunftsfähigen Konzepte haben Sie für ein lebenswertes Rottweil mit den Teilorten

Vom Hochturm aus können Sie Rottweil als sehr grüne Stadt wahrnehmen. Ich bezweifle sehr, dass wir Menschen einen nennenswerten Einfluss auf das Klima haben. Auch schon lange vor der Erfindung des Verbrennungsmotors gab es auf der Erde wärmere und kältere Perioden. Ich empfehle sehr, solche Fakten zu berücksichtigen statt ideologiegesteuerte Forderungen zu formulieren.

Weder Rottweil noch Baden-Württemberg noch ganz Deutschland kann das Klima schützen und die Welt retten. Deshalb ist ein Klimaschutzmanager in der Stadtverwaltung völlig unangemessen.

Bei Schottergärten sind wir uns einig: Sie sind pflegeleicht aber ansonsten voll daneben. Ich halte aber Appelle an die Vernunft für besser als Verbote.

Die Frage an nach einem Hitzeschutzplan an einen OB-Kandidaten halte ich für absurd. Ich gehe bei Hitze gerne ins Freibad und wünsche mir dort eine ungestörte Abkühlung. Es ist erschreckend, dass Bäder teilweise Polizeischutz brauchen, weil immer mehr Gäste die Autorität der Bademeister nicht mehr respektieren.

Energiesparendes Bauen und Modernisieren des Bestands würde ich zu einem Thema an der Volkshochschule machen. Ich könnte auf diesem Fachgebiet einen neutralen Experten vermitteln, der persönlich in einem intensiv gedämmten Haus ohne Heizung lebt.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie bürgernah Bewerber um gut bezahlte Positionen im Wahlkampf sind. Ich bin kein Freund von derartigem Theater. Ich stehe für praktizierte persönliche Bürgernähe nach der Wahl – zu allen Schichten der Bevölkerung und nicht vorzugsweise zu elitären Netzwerken. Dabei werde ich für bessere Bürgerbeteiligung nach Schweizer Vorbild werben.

Die Fragen wurden erstellt von:
Bürgerinitiative für eine Welt ohne atomare Bedrohung, Angela Gessler
AK Klimaschutz der Lokalen Agenda, Raymund Holzer
BUND OG Raum Rottweil, Christina Kraus
NABU Rottweil und Umgebung, Bernd Franz

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