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"Kammerers Kunst ist Verkündung"

Kreuzweg im Hildesheimer Dom eingeweiht - Modelle in Hausen zu sehen
copyright Tobias Kammerer

Ein neuer Kreuzweg wurde kürzlich von Weihbischof Heinz-Günter Bongartz im Hildesheimer Dom eingeweiht. Der Künstler, der ihn gestaltet hat, ist der Rottweiler Maler und Bildhauer Tobias Kammerer. Zu sehen sind die Kreuzweg-Figuren jetzt auch am Oberrotenstein bei Hausen, wo Kammerer arbeitet. Denn er hat die Modelle der Stahlguss-Figuren an die Bäume vor dem Hofgut gehängt.

Fünf Jahre lang arbeitete Kammerer an dem Kreuzweg, für den er bei einem bundesweiten Wettbewerb dafür ausgewählt. Die lange Entwicklungszeit liegt auch daran, dass die Aufgabe nicht einfach war: Denn im aufwändig restaurierten Hildesheimer Dom, der zum Weltkulturerbe gehört, gibt es Bronze- und Kupferschätze von unermesslichem Wert, zu denen der Kreuzweg eine harmonische Ergänzung, aber auch ein ganz eigenständiges Werk sein sollte.

So gibt es im Dom die Bernward-Tür, 4,72 hoch und geschmückt mit zahlreichen Szenen aus der Bibel, sozusagen ein Bildwerk für die Menschen im Mittelalter, die meist nicht lesen konnten. Aber Bilder betrachten, das konnten sie. Im Jahr 1015 gab Bischof Bernward den Auftrag für die beiden Türflügel, die damit den ältesten plastischen Bildzyklus nördlich der Alpen darstellen und zugleich auch die größte Bronzetür ihrer Epoche. Dazu kommt das Taufbecken aus Bronze, das aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts stammt, die Hezilo- und Thietmar-Leuchter: Romanische Radleuchten aus vergoldetem Kupfer, die mit 12 Toren und 12 Türmchen das himmlische Jerusalem verkörpern. Auch die 3,79 Meter hohe Christussäule ist ein Meisterwerk aus Bronze, die Geschichten aus Jesu Leben erzählt. Hier reiht sich der Altar ein, er ist allerdings ein zeitgenössisches Kunstwerk: Ihn hat der Bildhauer Ulrich Rückriem aus dem einmaligen Anröchter Dolomit geschnitten. "Ein fantastisches Werk", findet Tobias Kammerer.

copyright Tobias Kammerer

Entsprechend groß war die Herausforderung, zu all diesen Meisterwerken den passenden Kreuzweg zu schaffen. Für die Figuren gestaltete Kammerer zunächst eine Form aus Ton, die die Grundlage für die Stahlgussformen wurden. Und die mit der Zeit einen rostigen Ton annehmen werden. "Ich habe zunächst über Glasfiguren nachgedacht", so Kammerer, dafür ist er ja bekannt, für seine riesigen farbigen Glasskulpturen, "sie würden wie ein leichtes Tuch vor der Wand schweben", doch dann entschied man sich doch für Stahlguss. "Für mich war das wirklich spannend", erzählt Tobias Kammerer. Auch deshalb, weil es im Dom ja schon einen Kreuzweg gab, "aber man wollte lieber etwas Zeitgenössisches, das auch das Leid verdeutlicht." Und nun, nach einem langen Prozess, ist der Kreuzweg fertig, und Weihbischof Heinz-Günter Bongartz schreibt über ihn, durch die Rost-Optik erfahren die 14 Stationen eine besondere Ausdruckskraft.

"Schönheit ist für ihn die Berührung mit dem Göttlichen", so der Weihbischof über Künstler Kammerer, seine Kirchen-Ausmalungen, für die er über Europa hinaus bekannt ist, schaffen "einen räumlichen Gesamteindruck von höchster ästhetischer Qualität und Harmonie." Es gehe ihm vor allem darum, "mit seinen Formen und Gestaltungen dem Betrachter, der Betrachterin einen Eindruck zu verschaffen, der in die innere Auseinandersetzung führt und die eigene Haltung des Glaubens hinterfragt und herausfordert. So ist die Kunst Kammerers Verkündung." In Hausen, am Oberrotenstein, hängen sogar mehr als 14  Stationen, und das an geschmiedeten Nägeln. "Manche fanden keinen Platz im Dom, manche kamen zerbrochen aus dem Guss", erzählt Tobias Kammerer. So hat Hausen jetzt einen ganz besonderen Kreuzweg, den man auch in Corona-Zeiten besuchen kann – schließlich sind die Figuren im Freien. Und demnächst werden sie noch um einen Auferstehungs-Weg ergänzt. den Tobias Kammerer gerade bei der Schenkenberg-Kapelle bei Emmingen-Liptingen plant. Der wird im Mai fertig, und auch dessen Ton-Modelle werden dann am Skulpturenpark Oberrotenstein zu sehen sein.

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