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Schöpfungsgeschichte in Deißlinger Schwäbisch: Neues Werk von Steff Hengstler

"A fischters Loch, grottawiascht", so klingt der Anfang der Schöpfungsgeschichte, wenn man sie in Deißlinger Schwäbisch übersetzt. Was Steff Hengstler jetzt getan hat. "We ällas a´gfanga hät" heißt sein neuestes Werk, eine liebevolle Übersetzung, ebenso liebevoll von Künstler Arben Ferhati illustriert.

Foto copyright Steff Hengstler

Mit biblischen Geschichten in seinem Heimatdialekt kennt Hengstler sich aus, vor Jahren kreierte er mit "Wer lauft mit mir gi Bethlehem" ein kleines Weihnachtsmusical mit viel Lokalkolorit, nun also die Schöpfungsgeschichte. Und das kam so: Eigentlich hatte die Gruppe Kunst und Kultur, die KuKus, im vergangenen Jahr eine keltische Messe mit einem Chor aus dem Rheinland geplant. In diesen Rahmen sollte die Schöpfungsgeschichte vorgetragen werden, doch diese Veranstaltung fiel wie so viele andere Corona zum Opfer. Die Schöpfungsgeschichte aber blieb bei Hengstler im Kopf, und mit ihr die Idee, sie ins Schwäbische zu übersetzen. "Ich hatte mir bereits Gedanken gemacht, wie sich die gesprochenen Texteinlagen dieser Schöpfungs-Messe auf Deißlingerisch anhören könnten", so Hengstler, eine Vorlage hatte er von den Rheinländern, natürlich war die in Kölsch. Aber sie erwies sich dann doch als zu kitschig für die schwäbisch-alemannische Version, weshalb er zum Original griff, der Genesis eben. Die ja eigentlich ebenfalls kein Original ist, sondern aus dem Hebräischen übersetzt wurde.
 
"Bei der Suche, die Worte in der Tiefe ihrer Bedeutung zu verstehen, bin ich, wenn auch nicht persönlich, glücklicherweise irgendwann auf den evangelischen Theologen Prof. Dr. Siegfried Zimmer gestoßen. Ein inspirierender Mensch und tiefgläubiger Schwabe, dessen Vorlesungen zu meiner Freude in einer Worthaus-Reihe festgehalten wurden." Das Worthaus bietet Video- und Audiovorträge, mit denen der aktuelle Diskussionsstand der christlichen Hochschultheologie einem breiten Publikum verständlich gemacht werden soll - für Steff Hengstler der Start eines "Spät-Studiums", wie er es nennt. "Zimmer war mir dabei mehr als nur Orientierungshilfe, da ich bei ihm den berühmten überspringenden Glaubens-Funke spüren konnte," erzählt der Autor. Den fertigen schwäbischen Text ließ er zunächst von seinem Bruder Jo gegenlesen und auf Fehler prüfen. Und dann war der theologische Fachmann an der Reihe: Diakon Elmar Schmeh. "Er sollte seinen Blick auf theologische Fehltritte hin über die Schrift fliegen lassen. Ihm fielen meine Abweichungen schnell auf, fand sie aber im Großen und Ganzen vertretbar." Eine ausschmückende Erzählebene, so viel Freiheit musste sein, in der Hengstler sich erlaubte, Gottes Sicht oder auch seine Gedanken auf seine eigene Weise nachzuempfinden. Korrekterweise sollten diese Stellen eigentlich kursiv gedruckt werden, aber das ließ er aus grafik-ästhetischen Gründen dann doch sein. "Elmar wird es mir verzeihen", ist sich Steff Hengstler sicher.
 
Und dann fragte er Arben Ferhati , ob er das Buch illustrieren würde. "Der begnadete Künstler hat schon in verschiedenen Ausstellungen gezeigt, dass er sein Metier beherrscht. Ferhati hat seine Kunst von der Pike auf gelernt und beherrscht verschiedene Genres," und war auch gleich Feuer und Flamme für das Projekt. Seine ersten Skizzen waren allerdings witzige Karikaturen, "weil er mich hauptsächlich von einer unernsten Seite her kennt, Beispiel Hagebänd. Ich musste ihm aber die gleiche Ernsthaftigkeit wie mir selbst abverlangen." Kein Problem für Arben Ferhati, der dann in kürzester Zeit sieben Bilder anfertigte, die das Thema auf den Punkt treffen. Dabei kommt der Humor allerdings gar nicht zu kurz, wie man beim siebten Tag unschwer erkennen kann: An der Klingel von "Gott" hängt das Schild "Heute Ruhetag".
 
"Bei der grafischen Umsetzung kam einmal mehr Jürgen 'Beges' Bögelspacher in Spiel. Er fand die Idee, ein quadratisches Format zu wählen, gut und war wieder entscheidend in der Gestaltung eines ansprechenden Aussehens. Dabei kann ich mich stets auf seine Handwerkskunst, seinen Blick und auf seine Kreativität verlassen."
Auch kennt "Beges" die Vorgaben seines Freundes schon von früheren Projekten: Es muss billig sein, aber darf nicht billig aussehen. "Er wurde wie so viele Kunst- und Kulturtreibende ein Experte darin, über diesen schmalen Grat zu balancieren. Auf dem Dorf kann eben auch dann und wann etwas Anspruchsvolles herauskommen, wenn man auf die richtigen Leute trifft."
 
Schließlich fand sich mit der kleinen Druckerei in der ehemaligen Pumpstation am Neckar auch noch eine sympathische Firma, die auf individuelle Sonderwünsche eingehen kann und hochprofessionell arbeitet, wie Steff Hengstler erfreut betont. "Und das alles auf Deißlinger Boden!"
 
Am Ende seines Büchleins leistet sich Steff Hengstler noch eine kleine Freiheit mit Blick auf Gottes Erschaffung des Menschen, dem er die Herrschaft über die Welt übertrug: "Wevil Leit äs scho geah hät, wo mit ihrem Vrschtand und freia Willa äbbis G`scheids afanga hond kinna, ka mir freili nit so gnau sage. Abber s´wäred scho älmol wird baar d`bei si."

Verkauft wird „We ällas a‘gfanga hät - Schöpfungsgschicht uf Schwäbisch-Alemannisch" in den Deisslinger Bäckereien sowie in der Musikbox Rottweil und bei Steff Hengstler privat.

Foto copyright Steff Hengstler

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