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Diotima darf im Stadtgraben bleiben / Familie Haas schenkt Figur der Stadt

"Unser Vater fühlte sich hier nicht sehr wertgeschätzt"

Seit gut zehn Jahren steht die Diotima des Künstlers Siegfried Haas im Stadtgraben. Damals hat der Künstler selbst sie der Stadt als Leihgabe zur Verfügung gestellt, nun bekommt Rottweil sie geschenkt.

Die schöne Diotima von Siegfried Haas darf im Stadtgraben bleiben. Die Familie des Künstlers schenkt sie jetzt der Stadt Rottweil.
Foto copyright Rottweil inside

Eine Geste, für die sich Oberbürgermeister  Ralf Broß im Pressegespräch mit den Haas-Söhnen Andreas und Konrad sehr dankbar zeigte. Aber auch die Familie Haas freut sich darüber, wie Andreas Haas betonte. Sein Vater habe selbst den Platz ausgesucht, keiner an der prallen Sonne, sondern bescheiden und zurückhaltend im Park im Stadtgraben, ganz passend zur Persönlichkeit von Siegfried Haas, der sich lieber als Handwerker denn als Künstler bezeichnete. Und mit der Diotima eine so ausdrucksvolle, wunderschöne und bodenständige Frau portraitiert hat, die ganz selbstverständlich nackt da steht, die Hände in den Haaren.


Anlass für die Schenkung ist der 100. Geburtstag von Siegfried Haas in diesem Jahr, den er selbst nicht erleben durfte, jedoch seine Frau Ingrid, die auch die Übergabe der Diotima am 29. Juli übernehmen wird. Und dies mit großer Freude, wie Andreas Haas betonte: Er erwarte ein munteres Gespräch seiner 100-jährigen Mutter mit dem OB. Und sein Bruder Konrad erzählte, er sei sschon mit 16 Jahren aus Rottweil weggegangen, "aber ich stelle fest, dass meine Seele hier lebt." Sein Vater sei damals, als sie den Platz im Stadtgraben aussuchten, dreimal gestürzt. "Er war schon sehr gebrechlich", aber er nahm es mit Humor, wie das meiste in seinem Leben. Er habe gemeint, die Teufel wollten nicht, dass die Figur dort stehe. "Aber ich bin stärker, ich bin immer wieder aufgestanden!", habe sein Vater gesagt.


Damit ist die Diotima im Stadtgraben ein Vermächtnis der großen Familie Haas, die inzwischen in die ganze Welt zerstreut ist. Die aber fast vollzählig bei der Übergabe dabei sein will, samt Enkelkindern. Ein Vermächtnis, das für die Stadt etwas ganz besonderes ist, denn zu Lebzeiten war Siegfried Haas kein geachteter Künstler in Rottweil, dieser Stadt, die mit ihrer Kunstmeile, dem Forum Kunst, als Erich Hausers Heimat warb und wirbt. Haas galt in hiesigen Kunstkreisen als Kirchenkünstler und fand nie Anerkennung in den Reihen Kunstbeflissener. "Unser Vater fühlte sich hier nicht sehr wertgeschätzt", meinte  Andreas Haas. Umso mehr freue man sich um diese späte Wertschätzung durch die derzeitige Ausstellung der Werke seines Vaters in der Lorenzkapelle (die man noch bis Ende Juli anschauen kann, sehr sehenswert, Anm. der Red.) und eben die Übernahme der Diotima durch die Stadt. Darüber, sie zu verschenken, sei man sich in der Familie einig gewesen, "die Diskussion über einen Verkauf führen wir nicht."

Eine tolle Geste, ein schönes Entgegenkommen, fand auch OB Broß, ein Ausdruck der Verbundenheit von Haas mit der Stadt. "Es gibt viele Menschen, die das toll finden. Und es bedeutet sehr viel für Rottweil." Die Übergabe wird im Rahmen einer kleinen Feier im Stadtgraben stattfinden, die musikalisch von Mitgliedern der Familie Haas umrahmt wird.

Die schöne Diotima von Siegfried Haas darf im Stadtgraben bleiben. Die Familie des Künstlers schenkt sie jetzt der Stadt Rottweil.
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