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Willi Buchers Larven im Dialog mit einsamen gotischen Aposteln

Ausstellung in der Rottweiler Lorenzkapelle

Die gotische Abendmahlsrunde in der Rottweiler Lorenzkapelle hat nun ein modernes Gegenüber: Der Fridinger Künstler Willi Bucher hat ihnen zwölf seiner steinernen Larven gegenübergestellt.

Willi Bucher hat seine 12 Apostel den 700 Jahre alten Kollegen in der Lorenzkapelle gegenüber gestellt.
Foto copyright Moni Marcel

Die Idee dazu hatte Weinhändler Michael Grimm, der Künstlern in seiner Bacchus-Vinothek auch während der Pandemie, als sonst alles geschlossen war, Ausstellungen ermöglichte. Ihm fiel beim Besuch der Sammlung Dursch in der Lorenzkapelle auf, dass die mittelalterlichen Stein-Apostel irgendwie recht einsam ausschauten. „Ich dachte mir, warum sollten sie nicht in einen Dialog treten? Mit zeitgenössischen Aposteln?“ Da lag es nahe, bei Willi Bucher nachzufragen, denn er hatte ja 2017, beim Narrentag, seinen Larventurm im Forum Kunst ausgestellt. Zudem war Steinbildhauer Bucher auch schon als Gutachter am Kapellenturm tätig, wo die gotische Gruppe ursprünglich stand – heute sind dort Kopien angebracht.
 
Nun also 12 steinerne Larven aus Renfrizhausener Sandstein, „Forellensandstein“, heißt er, denn er hat eine gepunktete Struktur. Abgebaut wird er heute nicht mehr, „aber ich hab noch Restbestände.“ Teils waren die Larven 2017 schon in Rottweil zu sehen, teils hat Willi Bucher sie neu gemacht. Es sind knitze, kuriose Gesichter, denen Bucher allerdings keine Namen zuordnet, nur der einäugige Apostel hat einen: Das ist Judas, der Verräter. Die gotischen Apostel haben alle welche, ihnen haben die Künstler im 14. Jahrhundert Attribute zugeordnet, damit die Leute wussten, mit wem sie es zu tun hatten. Und sie sammeln sich um Jesus, den Willi Bucher nicht dargestellt hat. Denn der Fridinger Künstler betont: „Ich hab anfangs Bedenken gehabt, ob ich da überhaupt landen kann.“ Ob seine Arbeiten mit dem Niveau der Kollegen früherer Jahrhunderte mithalten könnten. „Welche Bescheidenheit!“, kommentiert das Michael Grimm.
 
Dem rührigen Weinhändler gelang es auch, den Zimmermann Georg Albrecht dazu zu bewegen, einen Tisch für die Larven zu bauen und ihn kurzerhand zu spenden. Einen Tisch brauchte es, denn aufhängen darf man dort nichts. Ebenso wird Elektriker Christoph Wiest die Beleuchtung installieren – umsonst. Was wiederum Museumsleiterin Martina Meyr arg freut, denn für die Lorenzkapelle steht ein nur ein winziger Etat zur Verfügung, weshalb die Öffnungssonntage von Ehrenamtlichen übernommen werden. Und für diese Ausstellung, die „Apostel im Dialog“ heißt, gab es gar kein Budget.
 
 
Info: Die Kunstsammlung Lorenzkapelle ist am Sonntag, 18. September, von 14 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet. Mittelalterliche Skulpturen treffen dort derzeit auf moderne Kunst – ein kontrastreiches Erlebnis.

Willi Bucher hat seine 12 Apostel den 700 Jahre alten Kollegen in der Lorenzkapelle gegenüber gestellt.
Foto copyright Moni Marcel

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