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Das Goldene Buch trägt vor allem seine Handschrift

Rainer Müller zeichnet seit 30 Jahren für die Kalligrafie verantwortlich
Pressemitteilung

Berühmtheiten aus der Politik wie Konrad Adenauer, Angela Merkel oder Frank-Walter Steinmeier sind im Golden Buch der Stadt Rottweil zu finden. Aber auch zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft sowie verdiente Bürgerinnen und Bürger wurden durch einen Eintrag geehrt. Den würdigen Rahmen dafür schafft Rainer Müller mit seinen kunstvollen kalligrafischen Einträgen. Und das seit nunmehr 30 Jahren. 

Rainer Müller (links) gestaltet seit 30 Jahren das Goldene Buch der Stadt Rottweil. Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf dankt ihm für sein langjähriges Engagement. Müller hat es übrigens auch schon selbst ins Goldene Buch geschafft – auf dem Foto ist vorne sein Eintrag anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes zu sehen
Foto copyright Stadt Rottweil / Maier

Das Goldene Buch der Stadt Rottweil dokumentiert mehr als 50 Jahre Rottweiler Stadtgeschichte. 30 Jahre davon hat Rainer Müller, Stadtbrandmeister a.D., das Buch bislang vorbereitet und gestaltet – was nicht immer ganz einfach war, wie er rückblickend erzählt. Denn zum Einsatz kommen auf dem handgeschöpften Büttenpapier Feder und Tusche. Fehler duldet das Papier nicht. Es ist also größte Sorgfalt gefragt. „Das Beschriften setzt sehr große Vorsicht und hohe Konzentration voraus“, berichtet Rainer Müller, während er das Buch gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf durchblättert. „Das ist eine ganz wunderbare Arbeit und es ist Zeit, Danke zu sagen“, würdigt der OB das Engagement des ehemaligen Stadtbrandmeisters und lässt sich so manche Geschichte und Anekdote berichten, von denen Müller einige parat hat. Beispielsweise über die Seite, auf der sich der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg verewigen sollte. „Die Seite war bereits vorbereitet, als der Termin wegen des Rücktritts von zu Guttenberg kurzfristig abgesagt wurde“, erinnert sich Müller. Doch was tun mit der Seite? Offenlassen, raustrennen? „Wir haben uns entschieden, dass ich die Seite heraustrenne. Aber das war sehr knifflig, denn zum einen sollte man es ja im Anschluss nicht sehen und zum anderen durfte ich auch die Fadenbindung nicht anritzen, sonst wäre das komplette Buch auseinandergefallen“, erklärt Müller die Schwierigkeit. Doch er hat es perfekt hinbekommen. 

Im Jahr 1965 wurde das erste Goldene Buch angeschafft. Altbundeskanzler Konrad Adenauer hat sich am 9. September 1965 als erster darin verewigt. Mittlerweile ist bereits der zweite Band im Einsatz. Der erste Eintrag stammt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. „Es sind nicht immer alle Seiten gleich gestaltet, sondern stets dem Anlass entsprechend. Und so habe ich beim Bundespräsidenten auch seine Standarte eingezeichnet – mit Adler. Meine Frau, die die Seiten immer kritisch prüft, meinte dann, dass dem Adler die Zunge fehle und diese noch eingezeichnet werden müsse. Ich habe die dann mit einer Nadel, die ich in die Tusche getunkt habe, ganz vorsichtig ergänzt – es hat funktioniert“, erzählt Rainer Müller begeistert. So habe jede Seite ihre ganz eigene Geschichte. 

Drei Stunden Zeit benötigt Rainer Müller, um so eine besondere Seite zu gestalten. „Die Gold- und Spezialtuschen benötigen eine lange Trocknungszeit“, erklärt er. Und gerade, wenn er mit zweierlei oder dreierlei Farben arbeite, müsse er Geduld haben. „Wenn die Farben nicht ordentlich trocken sind, dann laufen sie ineinander und das Werk ist zerstört. Und Radieren ist nahezu unmöglich“, schildert er die Herausforderungen. Doch die Arbeit lohnt sich, denn viele Persönlichkeiten, die sich eingetragen haben, erinnern sich noch an die schön gestalteten Seiten.

Aber woher hat Müller seine Kalligrafiekenntnisse? „Die habe ich von Karl Lambrecht, meinem ehemaligen Kollegen im Flurbereinigungsamt“, erzählt Müller. Lambrecht habe immer Urkunden schreiben müssen und Rainer Müller mit eingebunden. „So hat es angefangen“, sagt Müller, der daraufhin zehn Jahre lang Kurse in Kalligrafie an der Rottweiler Volkshochschule gab. Er schreibt aber nicht nur das Goldene Buch, sondern immer wieder auch besondere Urkunden, beispielsweise die zum 500-jährigen Bestehen des Ewigen Bundes mit der Schweizer Eidgenossenschaft im Jahr 2019.

„Geschichten zum Goldenen Buch gibt es noch viele. Aber die erzählen sich beim Betrachten ganz von selbst“, sagt er und lädt ein, das oder die Goldenen Bücher virtuell im Internet durchzublättern. „Das lohnt sich allemal. Und es ist beeindruckend zu sehen, wer alles schon in Rottweil war“, so Müller. Das Goldene Buch ist unter www.goldenes-buch-rottweil.de abrufbar. Es lohnt sich, virtuell in dem Werk zu blättern. Rainer Müller indes freut sich schon auf weitere Einträge. „Das möchte ich auch weitermachen, solange ich noch kann und meine Hand nicht zittert“, sagt er.

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