Eine Seltenheit in diesen Zeiten war die Veranstaltung des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) bei der Firma Morali im Zimmerer Gewerbegebiet Inkom: Ein Politiker-Talk in Präsenz mit den Kandidaten Sonja Rajsp (Grüne), Daniel Karrais (SPD) und Stefan Teufel (CDU). Möglich machten das neben einem ausgefeilten Hygienekonzept und nur geladenen Gästen auch Luftfilter der Villingendorfer Firma Dinies, die mit UV-Strahlung arbeiten und so auch Corona-Viren filtern. "Ich wünsche mir, dass solche Filter überall stehen", so Volker Goerz vom BVMW. Moderiert wurde der Abend sehr gekonnt von Henriette Stanley, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg.
So ging es zunächst um Bürokratieabbau, den Sonja Rajsp enorm wichtig findet: Weniger Dokumentationspflichten und die neue Bürger-ID gehören hier dazu, "das entlastet die Wirtschaft", so die grüne Kandidatin, der BMWV fordert hier dasselbe wie die Grünen. Auch Stefan Teufel und Daniel Karrais sprachen sich für weniger Bürokratie aus. Mit einem geordneten Einwanderungsrecht und flexiblen Arbeitszeitmodellen dem Fachkräftemangel entgegenwirken, das forderte Sonja Rajsp, und: "Führungspositionen können auch in Teilzeit gehen!" Weg vom 100 Stunden die Woche arbeitenden Chef, der dann im Burn Out landet - auch für Männer geht Teilzeit, so die grüne Kandidatin.
Azubis brauchen mehr Sozialarbeiter, damit nicht so viele ihre Ausbildung abbrechen, und ein soziales oder ökologisches Jahr für alle jungen Leute, diese Forderungen von Sonja Rajsp fanden auch die anderen beiden gut. Sie betonte dazu die Notwendigkeit von Deutschkursen für Flüchtlinge, um sie schneller in den Arbeitsmarkt zu kriegen. Erfahrung damit hat Sonja Rajsp genug, betreibt sie doch gemeinsam mit Flüchtlingen und Benachteiligten das Begegnungsrestaurant Aladin&Frieda in Lauterbach, "hier erlebe ich jeden Tag, dass Spracherwerb und kulturelles Verständnis das Wichtigste sind!" Auch Daniel Karrais sprach sich für ein Einwanderungsgesetz aus: Arbeitswillige Menschen dürften nicht untätig in den Unterkünften herumsitzen, wenn die Firmen sie brauchten. Ohne ausländische Fachkräfte gehe es nicht, meinte auch Stefan Teufel, der sich als Verfechter eines gesellschaftlichen Pflichtjahres zeigte, "auch um die Fliehkräfte in der Gesellschaft zu minimieren."
Einig waren sich die Kandidaten, dass die Digitalisierung gerade auf dem Land unabdingbar ist. "Wir sind auf dem Weg, aber es geht zu langsam!", so Sonja Rajsp. Die auch ein genaues Hinschauen in der Krise forderte: "Wir müssen in dieser Situation aufpassen, dass niemand hinten runter fällt, sehen, wer wo Hilfe braucht." Daniel Karrais forderte, man müsse weg von der E-Auto-Fixierung zu mehr Technologieoffenheit, Stefan Teufel wiederum Investitonen in Bildung und Infrastruktur. Land- und Firmengrabbing unter anderem durch China, ein Problem, das eine Zuhörerin ansprach, kann nur durch staatliche Regulierung, gerade auch bei Freihandelsabkommen gelöst werden, so Sonja Rajsps Statement. Standards auch mit Blick auf die Menschenwürde, das war eine Forderung von Stefan Teufel.
Auf die Frage, warum Deutschland beim Impfen so hinterher hinke, zeigte Sonja Rajsp auf, dass Israel, das Vorzeigeland, für die Impfstoffe den zehnfachen Preis zahlte und so die Nase vorn hatte. "Deutschland hat zusammen mit der EU bestellt, wir haben hier Zusammenhalt gezeigt und so auch günstigere Preise bekommen." Ebenfalls sprach Sonja Rajsp sich für eine Frauenquote in allen Bereichen aus: "Vor 20 Jahren war ich nicht dafür. Aber heute weiß ich: Ohne Quote wird das nix." Den gesellschaftlichen Wandel forderte auch Daniel Karrais, nämlich indem auch Väter mehr zuhause bleiben, damit die Frauen Karriere machen können.
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