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Kürzlich habe ich von einer interessanten Idee gelesen. Es geht um die Zukunft der Solidarität. Nicole Hasenkamp, Julian Grah, Vera Herzmann, Andreas Schwendener alle Studenten der Uni Sankt Gallen haben eine konkrete Utopie skiziert. Sie gehen davon aus, dass es in der Schweiz (und Deutschland ist hier vergleichbar) eine große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern gibt, die sich ehrenamtlich engagieren.

Allerdings ist es nicht allen Menschen gleich möglich ehrenamtlich tätig zu sein, Geld, Zeit oder soziales Umfeld spielen hier eine Rolle. Denn so die Studenten: „Wir gehen davon aus, dass sich grundsätzlich viel mehr Menschen sinnvoll engagieren möchten, ihnen jedoch die Zeit dazu fehlt, oder sie es sich finanziell nicht leisten können. In erster Linie sind sie damit beschäftigt ihre Existenz langfristig abzusichern und ihre engeren Beziehungen zu pflegen.“ Und weiter: „Solange die Grundproblematik existiert, dass eher Menschen mit höherer Bildung und stärkerer finanzieller Stabilität es sich leisten können, sich stärker für eine Freiwilligentätigkeit zu engagieren, ist von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft gefordert, allen Menschen gerechte Chancen zu ermöglichen, etwas Gutes für unsere Gemeinschaft zu tun.“ 

So entstand folgende Idee: eine Quote für soziales Engagement. Sie sagen mindestens 20% der Ausbildungs- und Arbeitszeit soll für ehrenamtliches Engagement zur Verfügung stehen. Und zwar aller Bürgerinnen und Bürger, unabhängig ob Kindergarten oder Ruhestand.

Wie das funktionieren kann erklärt die Gruppe so: Um den bisherigen Lebensstandard der Menschen zu erhalten, wird in unsrem Modell bei einem 80% Pensum weiterhin der volle Lohn ausbezahlt. Die solidarische Tätigkeit, also die 20% werden vom Staat über Steuergelder an den Arbeitgeber als Ausgleich gezahlt. Unternehmen gewinnen hier in zweierlei Hinsicht: Einerseits profitieren sie von staatlichen Subventionen andererseits ist zu erwarten, dass bei einem 80% Pensum die Produktivität nicht ab- sondern sogar zunehmen wird, weil Arbeitnehmende zufriedener und gesünder sind.“

Welcher ehrenamtlichen Tätigkeit nachgegangen wird hängt individuell vom Arbeitnehmer ab, je nach Talent und Können.

Mich hat diese Idee der 80/20 Zukunft sofort begeistert. Ich bin überzeugt, dass unsere Gesellschaft eine positive Veränderung hierdurch erfahren würde. Wenn ein Banker einen Tag in der Woche in der Kita mit Kindern spielen, oder ein Einzelhandelskaufmann zwei Vormittage in der Woche Waldaufforstung betreiben würde, wäre Deutschland zufriedener, gesünder, nachhaltiger und reicher. 

Wie findet ihr diese Idee?

Im Buch „Alles könnte anders sein“ von Harald Welzer findet ihr mehr Details zur 80/20 Zukunft, und auf meinem Blog habe ich heute eine Rezension zum Buch veröffentlicht. Viel Spaß beim lesen!

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