copyright Frank Chudoba

Ich fand, dass es die letzten Tage aussergewöhnlich warm war. Am Samstag bin ich im T-Shirt an einer sonnigen, windgeschützten Stelle gesessen! Und das am 14.November. Da mache ich mir natürlich gleich Sorgen.

Allerdings hat mich eine aufmerksame Leserin meines Insta Accounts darauf hingewiesen, dass die sommerlichen Temperaturen gar nicht aussergewöhnlich waren. Schließlich wäre Martini-Sommer. Martini-Sommer? Noch nie gehört!

Eine Internetrecherche gab Klarheit. Tatsächlich kommt es seit vielen Jahrhunderten immer wieder vor, dass es um den Martini Tag (11.11.) ungewöhnlich warm ist. Der Martini-Sommer ist also eine typische Schönwetterperiode gegen Ende der ersten November-Dekade mit stabilen Hochdrucklagen.

Der Legende nach ereignete sich dieses Wetterphänomen erstmals beim Tod des heiligen Martin im französischen Tours. Der Bischof starb unerwartet während eines Besuches im Kloster, das er gegründet hatte. Beim Transport des Leichnams auf der Loire in die Stadt geschah das vermeintliche Wunder eines raschen Wärmeeinbruchs, so dass die Ufer neu ergrünten und Fruchtbäume zu blühen begannen.

Solche eigenartigen Witterungsregelfälle bezeichnet man in der Metereologie als Singularität. Sie sind also Wetterlagen, die zu bestimmten Zeitabschnitten im Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten und eine deutliche Abweichung von einem glatten Verlauf der Wetterelemente (Temperatur, Niederschlag usw.) darstellen, aber im langjährigen Mittel liegen. Bekannte Singularitäten in Mitteleuropa sind zum Beispiel der Märzwinter, die Eisheiligen, die Schafskälte, die Hundstage, der Altweibersommer, der Martini-Sommer und das Weihnachtstauwetter.

Mich beruhigt es, dass das warme Wetter letzte Woche „normal“ war (und ich weiß ja auch, dass Wetter etwas anderes ist als Klima).

Trotzdem habe ich mich aber dieses Wochenende mit Statisiken zum Klimawandel beschäftigt. Dabei bin ich über CLINO gestolpert. Das ist die 30-Jährige Vergleichsperioden die herangezogen wird, um Temperaturen zu vergleichen. CLINO steht für CLImate Normal, also die Skala mit der unsere heutige Temperatur verglichen wird. Die aktuell gültige CLINO, also die Vergleichsperiode die momentan angesetzt wird ist die von 1961 bis 1990. Dieser Zeitbezug nennt sich Normalperiode. Darüberhinaus wird von der WMO (Weltorganisation für Meterologie) eine Referenzperiode angesetzt. Die momentan angewendet wird ist der Zeitraum 1981-2010. Anhand dieser Zeiträume kann man feststellen, wie sich das Klima im Laufe der letzten 30, bzw. 60 Jahre verändert hat. Wie ihr alle wisst, erhöhen sich die Temperaturen die letzten Jahre konstant. Hier https://showyourstripes.info kannst Du schauen wie sich die Temperatur in Deiner Region konkret entwickelt hat. Ab 2021 wird nun eine neue „Zeitrechnung“ beginnen, denn man wird als Vergleichsperiode die Jahre 1991 bis 2020 nehmen. Also eine Warmperiode. Somit wird rechnerisch ab 2021 der Klimawandel schwächer. Denn der neue Referenzwert zeigt, dass das bisher wärmste Jahr 2018 dann keine Abweichung von +2,2 Grad mehr hat, sondern nur noch von +1,0 Grad.

Von Barack Obama gibt es hierzu ein passendes Zitat: Wir sind die erste Generation die den Klimawandel zu spüren bekommt, und die letzte die etwas dagegen tun kann.

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