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Der 29. Februar

Andrea - pexels.com CC0 Creative Commons

Wusstet ihr, dass am 29. Februar der „Equal Care Day“ ist? Der Equal Care Day ist ein Aktionstag, der auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Fürsorgearbeit aufmerksam macht. Und er wird am 29. Februar begangen, also einem Tag, den es nur alle 4 Jahre gibt, um darauf hinzuweisen, dass Care-Arbeit „unsichtbare Arbeit“ ist, die also oft nicht wahrgenommen und nicht oder nur schlecht bezahlt wird.

Mit Care Arbeit ist hier nicht nur die berufliche Pflege gemeint, sondern auch die Fürsorge und Pflege in der Familie und im Haushalt. Care-Arbeit ist gesellschaftlich nicht gleichmäßig verteilt, vielmehr wird sie zum überwiegenden Teil von Frauen geleistet. Dies gilt sowohl für den Bereich der unbezahlten Care-Arbeit als auch für den bezahlten Bereich. Der Tag symbolisiert außerdem das Verhältnis von 4:1 bei der Verteilung von Care-Arbeit und ruft in Erinnerung, dass Männer rechnerisch etwa vier Jahre bräuchten, um so viel private, berufliche und ehrenamtliche Fürsorgetätigkeiten zu erbringen wie Frauen in einem Jahr. 

Zu diesen privaten Fürsorgetätigkeiten gehört auch Mental Load, ein Schlagwort, das ich in letzter Zeit immer wieder lese.

Mental Load bezeichnet den unsichtbaren Bereich der Care-Arbeit, der all die Management-Prozesse umfasst, die hinter den sichtbaren Aufgaben liegen. „Es sind die vielen wiederkehrenden einfachen und komplizierten To-Dos und Fragen des Alltags: Welche Lebensmittel müssen wann eingekauft werden? Welche Rechnungen sind zu bezahlen? Dem Vermieter schreiben! Neue Zahnpasta kaufen! In Deutschland wenden Frauen pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit und Ehrenamt auf als Männer. Durch Corona wuchs diese ungleiche Verteilung eher noch an.

In der beruflichen Sorgearbeit (Pflegeberufe) werden übrigens Führungspositionen überproportional mit Männern besetzt, während 80% der Angestellten Frauen sind. Gleichzeitig sind über die Hälfte der Frauen im Alter von 30-65 Jahren in Teilzeit beschäftigt.

Die systematische Schieflage im privaten und beruflichen Bereich wird Frauen allzu oft und immer noch als persönliche Entscheidung zur Last gelegt. Die Aufteilung läge in der Natur der Sache, Mutterliebe und Empathie würden Mädchen eben in die Wiege gelegt. Warum aber rechtfertigt der trübe Blick in die Steinzeit die mangelnde Wertschätzung dieser Leistung? Und warum genügt dieses Narrativ, um fürsorgliche Menschen lebenslang finanziell zu benachteiligen?

Die Initiative Equal Care Day fordert eine faire Bezahlung der professionellen Pflegearbeit und eine gerechtere Verteilung der privaten Care-Arbeit sowie den Abbau struktureller Diskriminierung. Sie bietet allen, vor allem aber Organisationen, die im Umfeld Care und Pflege, Familienarbeit und Geschlechtergerechtigkeit aktiv sind, die Möglichkeit, sich gemeinsam zu engagieren und mit allen Beteiligten Lösungen zu diskutieren.

Um das Licht der Öffentlichkeit auf die bezahlte und unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit zu richten, unterstütze ich den Equal Care Day mit diesem Beitrag und hoffe, dass er viele Leser*innen erreicht und somit die unbezahlte Pflegearbeit mehr in den Focus kommt. Wenn wir über diese Themen reden, sie öffentlich machen kann sich etwas ändern und eine gemeinsame Zukunft entsteht in der man gerne lebt und pflegt.

Mehr Informationen findet ihr hier: equalcareday.de

Hinweis: Die in dieser Kolumne geäußerten Ansichten und Meinungen sind allein die des/der Autors/Autorin und spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten unserer Redaktion wider. Wir übernehmen keine Verantwortung oder Haftung für den Inhalt dieser Kolumne.

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