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Wir wollen allen Angst machen, die sich dem Klimaschutz in den Weg stellen wollen

von Fidelis Stehle
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Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst der Fridays for Future. Alle Mächte der alten Welt haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, RWE, Donald Trump, Christian Lindner, die AfD und große Teile der Groko.

Ich war noch vor einem Monat in Panama im Dschungel und hab so sorglos in meiner Hängematte auf Twitter rum gescrollt und dann stand da so ein Tweet: “FridaysforFuture oder auch die Schüler, die fürs Klima schwänzen um dann nach dem Abi um die Welt zu fliegen“ und ich nur so: Jo stimmt irgendwie, aber vielleicht muss man erst mal Plastik am Strand sehen, Inselbewohner treffen die wegen dem Klima aufs Festland müssen oder nach Korallenriffen tauchen dies gar nicht mehr richtig gibt um zu verstehen das es um unsere Welt und unser Klima nicht all zu gut aussieht um nicht beschissen zu sagen. Und ja ich kompensiere meine Reisen, gut fürs Klima werden sie damit aber noch lange nicht. Aber damit wird die Message hinter Fridaysforfuture nicht falscher und auch nicht bequemer. Sie bleibt eine bittere Wahrheit!

Zurück zum Tweet, denn das ist genau die Sache die mich so aufregt an der ganzen FridaysforFuture Debatte. Denn dieser Tweet wie auch die ganze Diskussion um fliegende Aktivist*innen, Schulpflicht und den ganzen Kram ist zwar berechtigt und auch nötig, lenkt aber einfach nur von der größten Krise des 21sten Jahrhunderts ab. Unserer Erde steht vor dem Abgrund. Denn Hurrikans, schmelzende Gletscher, Dürresommer und Co sind nur die Vorhut vor etwas viel Größerem. Wir werden uns noch wünschen, dass das Bienensterben das kleinste Übel in unserer Natur war und wir wieder auf den Gletschern in den Alpen Ski fahren können.

ABER STOPP! noch können wir das schlimmste verhindern. Noch können wir die Klimaerwärmung auf 1,5°C beschränken. Noch können wir unsere Eltern und Großeltern wach rütteln. Noch können wir der Politik den Spiegel vorhalten. Noch können wir die Welt retten. Das fängt im Großen mit der Einhaltung des Pariserklimaabkommens an, einem innereuropäischen Flugverbot, geht in Deutschland weiter mit einer Kerosin und CO2 Steuer um nur ein paar Ideen zu äußern. Aber begonnen hat alles schon gestern und spätestens heute bei jeder und jedem einzelnen von uns. Jede*r kann ein Zeichen für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft für uns unserere Kinder und Enkel setzen. Denkt nur mal daran wie ihr selbst lebt, konsumiert und allen voran wählt. An der Stelle kann ich nur dazu aufrufen am 26.Mai wählen zu gehen! Für eine lebenswerte Heimat und ein lebenswertes Europa. Denn jede Stimme zählt und wer selber noch nicht wählen darf kann ruhig mal seinen Eltern ins Gewissen reden.

Aber zurück zu dem was wir jetzt sofort machen können. Denn wenn keiner mehr von uns flieg, wird selbst die Wirtschaft mit Zügen reagieren müssen. Wenn keiner mehr von uns Autos mit Verbrennungsmotoren fährt, wird es bald nur noch E-Autos zu kaufen geben. Und hey in der Stadt sollte eh das Fahrrad Mittel der Wahl sein, dann steht man auch nicht mehr im Stau vorm Kapellenturm. Übrigens der Verzicht auf Fleisch und Fast Food ist bei richtigem Blickwinkel gar kein Verzicht, sondern ein Gewinn für uns und unsere Gesundheit. Im Biounterricht wäre des so Thema Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht. Und zu mindestens ich mag die Luft im Wald lieber, als in der Großstadt mit all dem Smog und den ominösen Stickoxiden von Verkehrsminister Andreas Scheuer. Also für mich steht da fest, JA ich werden auf Luxus und Konsum verzichten müssen fürs Klima, aber JA ich werde auch glücklicher und gesünder wenn ich klimafreundlich lebe. 

Bevor ich zu meinem letzten Punkt komme möchte ich aber noch ganz kurz auf die Moralbremse treten. Denn ja das ist hier heute cool und fühlt sich gut an, aber es soll nicht zu einem reinen Spaß Event werden. Es handelt sich immer noch um eine Demonstration und für die meisten von euch auch um einen Streik, mit einem ernsten Thema. Und ja wir haben in Deutschland Schulpflicht, über die man sich auch gern ab und zu hinweg setzten darf finde ich. Aber wir haben auch das Recht in die Schule gehen zu dürfen und wir haben das Recht auf Bildung und das sollten wir schätzen! Wir sollten auch bei all den Forderungen nicht vergessen das wir in einer Demokratie leben und es in einer Demokratie nun mal meistens um Kompromisse geht. Also bitte nehmt euch die Worte zu Herzen denkt mal drüber nach und dann lasst uns gemeinsam so radikal, unbequem und laut sein wie nötig damit der Kompromiss unsere Zukunft sichert.

Und noch ein paar Worte an alle DIE, die uns Jugendliche als Politik verdrossen bezeichnen. Und im nächsten Moment beklagt die Jugend sei zu radikal, zu dumm und schwänzt ja nur die Schule. Zum einen sollen all die Leute erst mal auf ihre eigene Jugend zurück blicken und dann nochmal nachdenken was sie da gerade für einen Bullshit von sich gegeben haben. Denn für mich sieht das HIER ganz nach gelebter Demokratie aus. Also schaut her und hört her.

Etwas traurig finde ich dabei nur das es politisches Totalversagen in der Klimapolitik gebraucht hat um uns junge Menschen wachzurütteln. Es musste erst ein Vertrag in Paris geschlossen werden, denn man dann einfach völlig ignoriert hat bis jetzt. Die Regierung musste erst ihre Ohren verschließen vor Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen. Es mussten erst alle Warnungen überhört werden und die Klimauhr auf Viertel nach 12 stehen bis wir jungen Menschen aufstehen. Aber jetzt sind wir wach. Jetzt sind wir da. Jetzt sagen wir unsere Meinung. Jetzt sind wir viele,sehr viele. Und jetzt stehen wir für unsere Zukunft ein. Wir wollen jetzt Veränderungen. Und deshalb sind wir jetzt heute hier und streiken. 

Und wir sind wahrlich kein unsichtbares Gespenst, denn wir wollen allen Angst machen die sich dem Klimaschutz in den Weg stellen wollen. In dem Sinne möchte ich aufhören wie ich begonnen hab. Schüler*innen aller Länder, vereinigt euch!

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