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copyright Frank Chudoba - Bilder: Uta Albeck
Uta Albeck vor ihren Bildern (rechts) mit Brigitte Wagner

Am 27. April eröffnete Heide Streitberger in ihrer Galerie am Altbau die Ausstellung "farbenzauber" mit Bildern von Uta Albeck. Mit ihren Aquarellen möchte Uta Albeck kein politisches Statement abgeben, verrät sie uns. Sie verfolge eher den therapeutischen Ansatz. Ihre Bilder sollen beruhigen und zum längeren Verweilen einladen.
Anders als andere Künstler bereite sie keine Skizze vor, um das Werk dann in Form und Farbe zu vollenden. Wenn sie eine Idee hat, verwirft sie diese schnell wieder. Immer wieder lässt sie neue Impulse einfließen, greift dann auch mal auf die Anfangsidee zurück. Nicht nur jeder Pinselstrich ist akribisch umgesetzt: Schon beim Untergrund beginnt ihre Arbeit. So liefern schon einmal die Falten eines Seidenpapiers die Basis für die von der Künstlerin aufgebrachten ausdruckstarken Farben und Formen. 

Brigitte Wagner, Grafikerin und Galeristin aus Meßstetten, widmete bei der gut besuchten Eröffnung ihre Rede der Künstlerin und ihren Werken. Wir freuen uns, diese vollständig veröffentlichen zu dürfen:

Liebe Kunstfreunde, 

wir haben uns heute hier zusammengefunden, um die Ausstellung „Farbenzauber“ mit Malereien von Uta Albeck zu eröffnen.
Liebe Uta, Deine Arbeiten lassen diesen großen Raum zu einer Wunderwelt der Farben und der Sinne werden, eine Geborgenheit und ein Miteinander mit den Gemälden ergreift und umarmt uns.
Der Galerie.im.Altbau, das heißt Heide Streitberger sei von Herzen für diese Gastfreundschaft gedankt.


Es sind die Begegnungen, die unser Leben bereichern, nicht nur mit Menschen, nein, auch mit Kunstwerken, die uns vertraut werden und zum Gespräch mit Ihnen auffordern. Aus der Kraft der Formensprache heraus werden dialogische Situationen geschaffen, die Spielräume in sich haben für Phantasie, Assoziationen und Deutungen.
Uta Albeck, 1938 in München geboren und am Starnberger See aufgewachsen, kann auf eine profunde Ausbildung zurückblicken. Die Grundlage legte die Graphikschule, die Begegnung mit der Linie, der Feder, dem Schwarz, dann das Studium der Malerei an der Akademie in München.
Es folgte die Mitarbeit in einem Stuttgarter Graphik-Atelier, die Vertiefung der Aquarellmalerei durch Professor Heribert Losert.
Die Heirat und die Gründung einer Familie setzte zwar Schwerpunkte, doch Uta Albecks Kraftquelle und Leidenschaft war immer die künstlerische Arbeit und so wie zu jedem Menschen ein Schatten gehört - nicht im negativen Sinne gemeint - so war und ist es die Liebe zur künstlerischen Gestaltung, zum Tun, die sie begleitet und trägt.
Die Kinder wurden selbstständiger und so kam bei Uta immer mehr das Erwachen, das Wollen zum eigenen Gestalten, Malen wollte sie.
Ein Wiederbeginn künstlerischen Tuns ist immer auch mit einer inneren Hemmung verbunden, man will, man kämpft, man verzweifelt, das innere Warten ist noch nicht vorbei.
Dietrich Bonhoeffer sagt: 
„Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muß abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.“
Mit ihrem Mann in New York, die Gegend entdeckend, löste die Weite und die Schönheit des Yellow-Stone-Parks diese innere Sperre.
Wieder in Tübingen, stürzte sie sich in ihre so ganz eigene Welt, schuf Zeit und Raum für ihr Wollen, für ihre Kraft, mit Farbe und Aussage und sie fand ihren ureigenen Stil:

„denn der Mensch ist um so größer, je mehr er er selbst ist.“

Ihr Raum, ihr Tisch ihre Geborgenheit darin, setzte den wesentlichen Prozess in Gang: zuerst das Gespräch mit dem Papier oder der Holzplatte, denn es muß ja eine Beziehung entstehen, dann die Farben, Wasser, Pinsel und so weiter. Noch ein Zögern und inneres Zittern, denn „nur das Unbekannte ängstigt den Menschen, sobald man ihm die Stirne bietet, ist es schon kein Unbekanntes mehr, besonders, wenn man es mit hellsichtigem Ernst beobachtet, betrachtet.“

Eine selbsterarbeitete Nass-in-Nass-Technik mit verdünnter Farbe ermöglicht es ihr durch Trockenphasen und erneutem Bemalen diese unglaubliche Leuchtkraft und Tiefe zu erzeugen, eine Ruhe in der Fläche, die das Auge hineinzieht. 

Die Formensprache: die geometrische Form erzeugt dies hohe Konzentration, ornamenthafte Binnenzeichnung und klar sich abgrenzende Farbflächen.

Form und Farbe, das ist Uta Albeck. 

Farbenzauber lautet der Titel der Ausstellung. Farben, es sind die Grundfarben der Malerpalette, die in der Form des Rechteckes sich entfalten dürfen oder können. Jede Farbe bekommt ihren Raum und kann sich in ihm ausleben.
Das Rot ist zum Beispiel eine Farbe, die sich nicht bändigen lassen möchte. Die Künstlerin läßt ihr den Raum und gibt ihr als Gesprächspartner das Schwarz, ein Halbrund als Senkrechte, fast mittig versehen mit kurzen schwarzen Stegen in der Waagerechten, ein gehauchter Schwarzschleier steigt vom Bildrand auf und das Rot in der oberen Hälfte des Gemäldes erweckt ein Durchleuchten des ganzen Bildes.
Uta Albeck geht mit wachen Augen durch das Leben, Blumen, Landschaft und so weiter aufnehmend, die Intensität des Gesehenen oder Gehörten erscheint dann im gemalten Viereck,
die Farbe oder Farben nehmen Besitz von uns, das Gemälde gewinnt an Größe, es bannt unser Auge und die Außenwelt verschwindet.
In der großen Form sehen wir die kleinen Formen in Quadraten oder zarte Bögen fast wie hingehaucht, wir entdecken Linien, Pünktchen, weiß Gehöhtes und immer ist es das Rechteck, das mit seiner tiefen leuchtenden Farbe uns die Stärke im Ausdruck vermittelt.

Sie arbeitet in Zyklen, das heißt: zum Beispiel „Rotphase“, „Blauzeit“, „Grün- oder Gelbfolge“.
Unglaublich ausdrucksstark sind die in Acryl auf Holz gemalten Bilder.            
Ich zitiere:
„Farbe ist immer als Ausdruck pulsierender Tiefe zu sehen. Es geht der Künstlerin nicht nur um die materielle Basis der Malerei, sondern auch um Wärme und Kälte, um Horizontal und Vertikal, um Ort und Richtung. 
Die Vergeistigung der Farbe kann nur aus der größten Spannung zwischen Imagination und Gegebenheit, zwischen Himmel und Erde erwachsen.
Je inniger die Künstlerin auf ihrem Weg von der abstrakten Idee zu Dingen und Menschen zurückkehrt, desto größer wird die Vergeistigung der Materie ausfallen,“ sagt Helm Zirkelbach. Und er sagt weiter: 
„Uta Albeck hat sich seit Jahren dieser leuchtenden Farbpalette verschrieben. Es bedarf hierzu der Liebe zum Bild. So wie ein Mensch vom Traum heimfinden muß zur Wirklichkeit, so muß die Künstlerin durch ihr Tun wieder heimfinden von der abstrakten Idee zu dem Bild, das sie malt, zu dem Werk, das sie schafft.
Gesteigert wird die Intensität der Farbpalette durch die Verbreiterung der sie ausdrückenden Streifen und der feingliedrigen Binnenzeichnung. 
Die aus der Ferne mal als kühle, zurückhaltende, mal als leidenschaftlich warme Kompositionen verstehbaren Bilder entfalten, aus der Nähe betrachtet, einen ebenso geistig wie emotional durchdrungenen und dichten Grundplan der feinen Kontraste und der noch feineren Übergänge, Nachbarschaften und Einbindungen, welcher im Medium der Aquarellmalerei seine unbedingte Erfüllung findet.
Farbe ist und bleibt für Uta Albeck ein unglaublich tiefes, vielschichtiges Konzept.“
Die Blauskala vom kühlen Blau bis ins warme Blau gehend, zeigt dem Betrachter eine nicht zu bremsende Formen-begeisterung, und ein intensives Gespräch, das die Künstlerin mit dem Papier führt. 
Mit jedem Farbauftrag wird die innere Freude der Künstlerin sichtbarer, wenn wir hier die roten Pünktchen oder die kurzen weißen Linien oder winzigen Quadrate entdecken. Das Kleine im Großen ist im Zusammenklang.
Inmitten der abgestuften Weiss-in-Weiss Malerei, die aus mehreren Schichten aufgebauten, mit großer Behutsamkeit geschliffenen und geschabten Flächen, entdecken wir zarte Linien, kleinste Formen in nur leicht gefärbtem Weiss, eine waagerechte Reihung von Quadraten, eine Senkrechte aus kleinen Quadraten, kleine Tupfer huschen über die Fläche, eine klare zarte Linie ergänzt oder bestimmt die Komposition. 
Kein Aufschrei, kein Lärmen, nein. Das Lautlose sozusagen ist die Kraft und Vollkommenheit des Gestalteten.
Das so Gestaltete bekommt Körper und Sprache und erhöhte Spannung. Dies kann so intensiv sich zeigen, dass der Betrachter Raum und Zeit verliert, sich nicht verbal äußert, sondern sich eher die Augen reibt, wenn sein Blick sich vom Gemälde löst und er wieder fest auf dem Boden steht.
In Uta Albecks Gemälden finden sich keine Dissonanzen, eine unglaubliche Spannung bestimmt in der Farbe die Harmonie und die Aussage.  
Ja, man kann sagen: „in der Ruhe liegt die Kraft“.
Uta Albeck war und ist durch Einzel- und Gruppenausstellungen bekannt geworden. Profunde Kenner ihres Werkes schrieben zu ihren Arbeiten: sie ist ein offener Mensch und hat das höchste Gut gefunden, das ein wirklicher Künstler haben muß, die ganz eigene Handschrift und Aussage.

Erlauben Sie mir, zum Schluss kommend, noch eine kleine Anmerkung, sozusagen, in eigener Sache:
Mein Mann und ich betreiben die Galerie-im-Fehlochhof auf dem Michelfeld zu Meßstetten gehörend.
Seit Ende März sind Arbeiten von Uta Albeck zusammen mit Arbeiten von vier weiteren Künstlern zu sehen. Wir beschränken uns, der Größe der Räume geschuldet auf die warmen Gelbkompositionen und die Weiß-in-weiss gestalteten Acrylarbeiten auf Holztafeln.
Die Stille in einer so eigenen Intimität von Uta Albeck umfängt des Besucher noch bis Ende Juni.
Nun aber, lassen Sie sich, liebe Besucher auf die intensive Sprache und Aussage in den Farben von Uta Albeck ein und suchen Sie das Gespräch mit ihr. 
Die Arbeiten sind natürlich verkäuflich.
Ich danke Ihnen.
galerie-im-fehlochhof.de


Der Zugang zur Ausstellung "farbenzauber", die bis zum 8. Juni 2019 in Aldingen zu sehen ist, ist kostenfrei.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag
jeweils 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung
Galerie im Altbau - Heide Streitberger
Uhlandstraße 32 - 78554 Aldingen
galerie-im-altbau.de


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Cafe Waltraut - Galerie im Altbau
Uhlandstr. 32
78554 Aldingen

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