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Heu unter dem Tischtuch und Kohle unter dem Tannenbaum

Internationale Weihnachtsbräuche
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Sie Südamerikaner feiern Weihnachten bunt und ausgelassen.

In Rottweil leben Menschen vieler Nationen beisammen. Grund genug sich mal genauer mit den Herkunftsländern zu beschäftigen. Und was bietet sich derzeit mehr an, als dies hinsichtlich der Weihnachtsbräuche zu tun.

Wir haben uns also umgehorcht und Ihnen interessante Weihnachtsbräuche aus erster Hand rund um die Welt zusammen getragen.

Weihnachten in Polen

Polnische Weihnachten bedeutet feiern mit Familie und Traditionen.
In Erinnerung an die 12 Apostel werden für Heiligabend immer genau 12 verschiedene Gerichte gekocht. Auch die Art der Gerichte ist traditionell festgelegt. Es gibt Fisch in verschiedenen Variationen, Kraut gekocht mit Pilzen, Rote Beete Suppe, süße Gerichte mit Mohn und Kompott.
Nur wenn du von allem probiert hast, wird dir im nächsten Jahr das Glück begegnen.
Angelehnt an das Heu in der Krippe wird unter das Tischtuch eine Hand voll Heu gelegt. Außerdem wird für eine Person mehr eingedeckt als Personen anwesend sind. Damit ein unerwarteter Besucher immer einen Platz am gedeckten Tisch findet.
Wenn der erste Stern leuchtet geht es los. Bis dahin schauen die aufgeregten Kinder immer wieder nach draußen, ob schon ein Stern zu sehen ist.
Ist es endlich so weit folgt ein Gebet oder es wird aus der Bibel vorgelesen. Eine wichtige Rolle spielen auch Oblaten mit Motiven drauf. Der älteste Mann am Tisch reicht diese Oblate an. Jeder bricht sich ein Stück ab. Dann sagt man sich gegenseitig seine guten Weihnachtswünsche und teilt sein Oblatenstück. In Polen verbindet man dieses Gebäck mit dem katholischen Glauben und weihnachtlicher Tradition.
Nachdem den ganzen Tag gefastet wurde, ist es ein besonderer Moment der Freude, sich dann an den reichlich gedeckten Tisch zu setzen.
Auch in Polen kommt entweder der Weihnachtsmann oder das Christkind. Die Familie versteckt sich und schaut zwischendurch immer nach, ob es bereits da war.

Weihnachten in Russland

Im sozialistischen Russland waren religiöse Feste bis 1991 verboten. Erst seit diesem Jahr gilt Weihnachten wieder als offizieller Feiertag. Das Verbot wurde umgangen und Weihnachten wurde in die Sylvesterfeier „integriert“. So wurde aus dem Weihnachtsbaum ein „Sylvesterbaum“ und statt dem Weihnachtsmann kommt Väterchen Frost.  Dieser kommt in der Sylvesternacht mit seiner Tochter, dem Schneemädchen und legt den lieben Kindern Geschenke unter den Tannenbaum. Der Tannenbaum wird bereits am 30./31. Dezember aufgestellt. Die Sylvesternacht wird mit Freunden, Familie und einem reichlich gedeckten Tisch begangen.


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Der Heilige Abend ist der 6. Januar.
Strenggläubige Russen fasten 40 Tage lang vor Weihnachten. Denn die Gläubigen sollen ihre Körper reinigen, um die Menschwerdung Christi angemessen feiern zu können. In dieser Zeit ist der Verzehr von tierischen Produkten untersagt: Fleisch und Wurstwaren, Milch und Milchprodukte sowie Eier. Montags, Mittwochs und Freitags darf erst nach der Abendmesse gegessen werden.  Am 6. Januar wird gar nichts gegessen, bis der erste Stern am Himmel erstrahlt. Danach zünden die Gläubigen eine Kerze an, stellen sie ins Fenster und bereiten sich mit Liedern und Gebeten auf den abendlichen Weihnachtsgottesdienst vor. Dieser dauert oft mehrere Stunden und wird stehend begangen.
Zur Stärkung gibt es vorher einen süßen Reisbrei mit Rosinen, Honig und Nüssen. Dieser wird von den Kindern gereicht.
Im Anschluß an die Messe gibt es dann ein reichhaltiges Familienessen - allerdings ohne Fleisch. Einige Familien vertagen dieses Essen auch auf den 07. Januar. Nach dem morgendlichen Gottesdienst werden Verwandte, Paten oder Freunde besucht und die Kinder erhalten kleine Geschenke oder Überraschungen in Form von Plätzchen und Schokolade.
Laut russischem Kalender beginnt das neue Jahr am 13.01. Dieser Tag ist zwar kein gesetzlicher Feiertag mehr, aber viele Russen feiern diesen Tag dennoch.

Weihnachten in Moldawien

Die Weihnachtsbräuche ähneln sehr den russischen Gebräuchen.
Hervorzuheben ist die Tradition, dass am 24. Dezember die Kinder am Nachmittag verkleidet und singend von Haus zu Haus ziehen. Dort bekommen sie dann Süßigkeiten oder auch kleine Geschenke. Abends sind dann die Erwachsenen dran. In traditionellen Kostümen und mit Masken ziehen auch sie von Haus zu Haus. Allerdings werden sie dann statt mit Süßem mit würzigen Glühwein und Essen belohnt.
Das Weihnachtsessen bleibt den ganzen Abend bis in die Nacht hinein stehen und darf nicht abgeräumt werden. Nur das benutzte Geschirr kommt weg. Außerdem wird ein süßes Brot in Form von Christus gegessen.
Diese Bräuche werden überwiegend noch auf dem Land gepflegt. Die großen Städte sind mittlerweile sehr europäisiert und die Traditionen werden dort nicht mehr sehr gelebt.

Weihnachten in Italien

Italien ist für Menschen, die gerne Weihnachten feiern, wahrscheinlich ein Paradies. Die Italiener feiern Weihnachten einen ganzen Monat. Vom 06.12. bis zum 06.01.

Weihnachten beginnt am Nikolaustag, an dem die Kinder kleine Geschenke und Süßigkeiten vor der Tür oder auch schon unter dem Weihnachtsbaum finden. Jetzt sind auch die Tannenbäume und Weihnachtskrippen aufgebaut und reich geschmückt.
Den Krippen kommt in Italien eine besondere Rolle zu. Sie sind besonders aufwendig und festlich gestaltet. Das Jesuskind wird in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember in die Krippe gelegt. Uns wurde erzählt, dass hierfür das zuletzt geborene Baby aus dem Dorf oder der Stadt auserwählt ist und während der Messe in der Krippe liegt.
Rund eine Woche später wird bereits der nächste Festtag begangen. Am 13. Dezember feiern die Italiener Santa Lucia. Die Botin des Lichts. Die 281 nach Christus geborene Sizilianerin vermachte ihr ganzes Vermögen den Armen. Daran wird an diesen Tag erinnert mit einer traditionellen Süßspeise. Der Torrone dei proveri, ein klebriger Brei aus Kichererbsen und Zucker.
Der 24. Dezember wird ähnlich wie in Deutschland mit einem Festmal begangen. Traditionell gibt es Fischgerichte, Geflügel und Gemüse. Darauf folgt eine Tombola und viele Familien besuchen dann die Christmette. Der wichtigste Weihnachtsfeiertag ist dann der 25. Dezember. An diesem Tag feiert das ganze Land die Geburt Jesu. Los geht es am Morgen mit der Bescherung, gefolgt von einem Weihnachtsessen. Besonders wichtig ist dieser Tag auch, weil der Papst den Gläubigen seinen Segen auf dem Petersplatz erteilt.
Weiter geht es dann mit dem 06. Januar. An diesem Tag kommt die Hexe La Befana und bringt den guten Kindern Geschenke. Die unartigen Kinder bekommen ein Stück Kohle.
Dem Volksglauben nach hat sich Befana mit ihrem Besen nicht schnell genug auf den Weg zur Krippe gemacht und den Stern verpasst. Seitdem irrt sie auf der Suche nach dem Christkind durch die Welt.

Italien ist mit seinen Bräuchen und Traditionen je nach Region sehr vielfältig.

So gibt es z.B. an der Adria Krippen, die zu Wasser auf den Fischerbooten gebaut und wunderschön beleuchtet werden. Dazu werden dann Figuren gestellt, die die damaligen Berufe nachstellen.
In Rom werden Krippen mit den Monumenten und Gebäuden im Miniaturformat ergänzt. Mit Beleuchtung und z.B. batteriebetriebenen Brunnen sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt.
In Sizilien sind die Krippen besonders heiter, lebensnah und bunt. Da dürfen auch kleine Orangen- und Zitronenbäumchen nicht fehlen.
Im Süden, so sagt man, werden die Krippenfiguren nachts lebendig und treiben ihr Unwesen. Also gebt Acht.
Lebendige Krippen sind in ganz Italien sehr beliebt. Aber in Alberobello zieht die gesamte Bevölkerung in einer langen Prozession mit den heiligen drei Königen, Gruppen von Hirten und anders Kostümierten sowie Musikkapellen durch die Stadt. Ihr Ziel ist der Kirchplatz, wo bereits die heilige Familie als lebende Krippe auf sie wartet.

Weihnachten in Südamerika

In Südamerika geht es zu Weihnachten sehr bunt, laut und lebendig zu. Man darf nicht vergessen, dass in Südamerika zu dieser Jahreszeit Sommer ist und es sehr warm ist.
Sehr wichtig ist es, dass die ganze Familie zusammenkommt.
Es wird gemäß dem lateinamerikanischen Temperament ausgelassen gefeiert, getanzt, gesungen und es gibt in den meisten Teilen Südamerikas ein großes Feuerwerk.
Häufig gibt es sehr prachtvolle Weihnachtsbäume aus Kunstoff. Auch die Krippe ist den Südamerikanern wichtig und sie wird meist mit sehr viel Liebe aufgebaut.
Da circa 90 Prozent der Bevölkerung in ganz Südamerika dem katholischen Glauben angehören, wird Weihnachten aber auch nach traditionellen Gepflogenheiten gefeiert. Da darf natürlich auch der Gottesdienst nicht fehlen.
Wie in Nordamerika kommt in der Nacht zum 25.12. der Weihnachtsmann und bringt die Geschenke.

Je nach Land gibt es natürlich Unterschiede, wie das Weihnachtsfest begangen wird.

In Mexico zum Beispiel beginnen die Weihnachtsfeierlichkeiten bereits am 16. Dezember. Ab diesem Tag finden Umzüge statt, die die Suche nach einer Herberge von Maria und Josef nachstellen. Die sogenannten Posadas. Die letzte Posada findet am Heiligen Abend statt.
Dann gibt es die Pinatas. Aus Pappmaché oder Ton hergestellte Siebensterne. Jede Spitze soll eine Todessünde repräsentieren. Allerdings sind diese „Sünden“ mit Süßigkeiten für die Kinder gefüllt, die beim Zerschlagen herausfallen.

In Argentinien beginnen die Weihnachtsvorbereitungen bereits am 08.12. Die Häuser werden mit bunten Girlanden dekoriert und die Haustür mit einem Kranz mit weißen Blüten. Zur Dekoration gehört natürlich auch eine Krippe und Baumwollbällchen, die den Schnee darstellen sollen.
Am Heiligen Abend gibt es ein Festessen, eine Messe und um Mitternacht werden zahllose bunte Laternen in den Himmel geschickt. Im Anschluß folgt ein Feuerwerk. Auch in Argentinien gibt es erst am 06. Januar die Geschenke für die Kinder. Die Kinder legen Heu und Wasser vor die Tür. Gedacht für die Pferde der Heiligen Drei Könige.

Die Brasilianer legen einen besonders großen Wert auf die Weihnachtsbäume. Hier fallen diese besonders prächtig, bunt und mit viiiieeel Beleuchtung aus. Da kann man schon eine Weile überlegen, was mehr leuchtet. Die Weihnachtsbäume oder das Feuerwerk.
Besonders ist auch das Weihnachtsspiel, in dem ein Zigeuner versucht, das Jesuskind aus der Krippe zu entführen.

Auch in Kolumbien spielt die Beleuchtung in der Weihnachtszeit eine besondere Rolle. Je prächtiger und bunter, desto besser. Am 07. Dezember kommen noch Kerzen hinzu, die jede Familie vor die Haustür stellt, damit Maria den Weg zu ihrem Haus findet und sie segnet.
Ab dem 16. Dezember findet sich jede Familie täglich zusammen um gemeinsam zu beten, zu singen und zu essen. Diese Tradition wird Novenas genannt und endet am Heiligen Abend.
Besonders ist hier auch der 28. Dezember. An diesem Tag darf man sich Streiche spielen - auch schlimme Streiche sind erlaubt. Also der 1. April in etwas verschärfter Form.

In Peru spielt Weihnachten eine große Rolle. Peru ist ein überwiegend katholisches Land. Allerdings ist es dort viel weniger kommerziell als bei uns. Sehr wichtig ist auch hier die Krippe. Bereits am Heiligen Abend liegen die Geschenke vor der Krippe. Allerdings dürfen sie in einigen Landesteilen erst am 06. Januar ausgepackt werden. Ein Geduldsspiel für die Kinder.

Welche Traditionen gibt es bei Ihnen zu Weihnachten?
Schreiben Sie uns!


Einen Großteil der Informationen haben wir von den Frauen des Internationalen Frauenfrühstücks in Rottweil erhalten und möchten uns auf diesem Wege ganz herzlich dafür bedanken.

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