Im Rahmen der monatlichen Sonntagsführung lädt das Dominikanermuseum am 13. April in die Abteilung „sakrale kunst des mittelalters – sammlung dursch“ ein. Ausnahmsweise bereits am zweiten Sonntag des Monats widmet sich Dr. Peter Bippus Darstellungen, die in der Karwoche eine besondere Rolle spielen. Die Führung beginnt um 15 Uhr.
Bittere Hungersnöte, der Beginn des hundertjährigen Krieges, die Pest, eine zutiefst zerstrittene Kirche, und bahnbrechende Entdeckungen und Erfindungen – die Zeit zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert ist ein dunkles und verwirrendes Kapitel des Überganges in der europäischen Geschichte. Zugleich war das religiöse Leben von intensiver Frömmigkeit und einer tiefen Glaubenserfahrung geprägt, die sich in der Kunst und den täglichen religiösen Praktiken widerspiegelte.
Interessanterweise sucht man in der Kunst, zumindest bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, das Grauen vergeblich. Tatsächlich setzt sich zu dieser Zeit eine Hinwendung zu einem weicheren, schöneren, aber auch dynamischeren und emotionaleren Stil durch: Madonnenfiguren mit Jesuskind betören die Betrachtenden mit sinnlichen Zügen, einer geschwungenen Haltung in S-Form und dem fließenden Faltenwurf üppiger Gewänder. Fast scheint es, als solle die idealisierte Schönheit des Jenseitigen über die Nöte des Diesseits hinwegtrösten.
Es ist eines der herausragenden Merkmale der Sammlung Dursch, dass sich dieser Übergang aus dem Mittelalter hinein in die frühe Neuzeit in den Objekten wie in sonst kaum einer anderen Sammlung beobachten und betrachten lässt. Künstler und Kunsthandwerker begannen nun, neue Techniken zu erproben, insbesondere bei der Arbeit mit Holz. Dies führte zu einer frischen Dynamik und Komplexität von Skulpturen. Viele wurden nun auch farbig gefasst und mit vergoldeten Elementen geschmückt, was die Figuren lebendig und emotional ansprechend machte.
Die Darstellung von Bewegung, Gefühl und Realismus erlebte einen Höhepunkt, der religiöse Figuren und Szenen der Zeit greifbarer und nahbarer machte. Besonders in Darstellungen der Passionsgeschichte Jesu aus der „spätgotischen Renaissance“ werden die Möglichkeiten des Ausdrucks von Trauer und Leid ausprobiert, was den emotionalen Zugang der Gläubigen zur religiösen Thematik verstärkte.
Die am Sonntag stattfindende Führung von Dr. Peter Bippus in der Sammlung Dursch wird anhand ausgewählter Objekte diese Erfahrungsmöglichkeiten damals und heute untersuchen und erläutern: Wodurch zeichnet sich der Übergang von gotischen hin zu spätgotischen Darstellungen aus? Welche Konsequenzen hatte dies für die Spiritualität? Was können wir heute noch von den damaligen Verständnissen lernen? Was macht die suggestive Wirkung dieser Skulpturen bis heute aus?
In der Führung werden diese Fragen nicht durch bloße theoretische Vermittlung beantwortet, vielmehr wird eingeladen, sich auf die Objekte einzulassen, indem eigene Erfahrungen einfließen und ein Gespräch mit der Vergangenheit beginnen können.