Wenn aus Pizzakartons und Werbeflyern Kunst entsteht

„anders als gedacht – alles Papier“ in der Galerie im Altbau
Barbara Lörz im Gespräch mit einer Besucherin

Barbara Lörz und Peter Dannenhauer nutzen für ihre Kunst das, was andere wegwerfen: Sie verwandeln Altpapier und setzen damit auch ein Zeichen für den Umweltschutz. Zu sehen sind ihre Werke in der aktuellen Ausstellung der Galerie im Altbau in Aldingen, die am Samstag eröffnet wurde. „anders als gedacht – alles Papier“, so der Titel, und er ist doppeldeutig, wie die beiden Künstler bei der Vernissage deutlich machten. Denn gerade bei Peter Dannenhauer kommt beim Schnipseln und neu Zusammensetzen oft etwas heraus, das nicht geplant war. Denn irgendwann verlieren Werbeprospekte oder Zettel, in Kneipen oder an Laternenpfosten aufgehängt, ihren Informationsgehalt, und bei Dannenhauer werden sie zu Teilen eines Puzzles, das sich erst im Machen entwickelt. „Puzzeln ohne Ziel“ nennt Dannenhauer das. „Mich reizt die Form“, sagt er, die Form dieser Werke, in denen er bis zu 10.000 kleine Teile verarbeitet. Und am Ende Landschaften, aber auch abstrakte Formen entstehen, denen man ihren Ursprung nur bei genauem Hinsehen entlockt.

Barbara Lörz hingegen macht aus Altpapier ihr eigenes und stellt mit dem geschöpften Material auch gesellschaftspolitische Fragen. Die nach der Stellung der Frau beispielsweise, der schon Aenne Burda die Kittelschürze entreißen und sie in selbst genähte, schicke Kleider stecken wollte. Eine erotisch-exotische Hausfrau? „Prinzessinnen tragen keine Kittelschürzen“, Kleidung aus Papier, wie sie Barbara Lörz näht, allerdings auch nicht. Dabei hat sie aus dem feinen, brüchigen Material sogar die passende, spitzenbesetzte Unterwäsche hergestellt. Sie stellt aber mit ihrer Kunst nicht nur die Frage nach der Rolle der Frau, sondern auch die, wie wir mit unserer Umwelt umgehen wollen. „Schaut Euch die Schönheit der Natur an und fragt Euch, ob Ihr das zerstören wollt“, und dafür sammelt sie auch den in die Natur geworfenen Abfall, um ihn in Kunst zu verwandeln. Sie zerreißt, verändert, färbt, um daraus Neues entstehen zu lassen – was dabei herauskommt, ist hier zu entdecken. 

Eigentlich sollte die Einführung in die Ausstellung ein Gespräch der beiden Künstler mit ihrer Kollegin Katharina Schick sein, doch die war erkrankt, also übernahmen Barbara Lörz und Peter Dannenhauer es selbst, schwungvoll umrahmt von Quartett Tango Buscando. Die zahlreichen Gäste nutzten im Anschluss die Gelegenheit, die Werke der beiden Künstler unter die Lupe zu nehmen und ebenso die Einladung von Galeristin Heide Streitberger ins Café Waltraut im Erdgeschoss des alten Fabrikgebäudes zu Sekt und Snacks. 

Die Galerie im Altbau in der Uhlandstraße 32 in Aldingen ist von Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet, ebenso das Café Waltraut.

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