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Fehlender Wohnraum in Rottweil

10 Fragen zur Kommunalwahl
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Im Landkreis Rottweil mangelt es an Wohnraum

Im Landkreis Rottweil mangelt es an Wohnraum. Zudem stiegen die Mieten in den letzten Jahren deutlich. Welche Faktoren sind dafür verantwortlich? Mit welchen Maßnahmen kann man entgegen steuern?

SPD - Arved Sassnick

Wohnraumangel ist verursacht

  1. durch die demographische Entwicklung, bei der zunehmend ältere allein lebende Menschen in Wohnungen leben, die früher von einer ganzen Familie bewohnt wurden. Dies führt zur Verknappung von Wohnraum und damit zu Mietpreissteigerungen, besonders in Großstädten..
  2. Ist in den letzten 30 Jahren der soziale Wohnungsbau auf null gefahren worden, sodass Neubauten mit erschwinglichen Mieten rar wurden.
  3. Sind die noch vorhandenen Sozialbauwohnungen allmählich aus der 10-15 Jahre dauernden Mietpreisbindung herausgefallen, was diese Situation noch verschärft hat. Abhilfe kann hier die Wiederaufnahme des Sozialen Wohnungsbaus bringen, so wie dies in Rottweils Neubaugebiet  hinter dem Wasserturm durch Die Stadtbau, die Kreisbau und einen weiteren Bauträger geschieht. 

Forum für Rottweil (FFR) - Elke Reichenbach, Reiner Hils

Fehlender Wohnraum ist inzwischen auch in Rottweil ein Thema, die ständige Erweiterung und Neuanlage von Baugebieten aber nicht der rechte Weg. Dadurch werden immer mehr Flächen versiegelt, obwohl die Bevälkerung in Rottweil nicht wächst und im Umland schrumpft. Steigende Mieten besten vor allem sozial Schwächere. Hier ist der soziale Wohnungsbau eine Weg, weitere Wege sind Anreize für alternative Wohnformen: Mehrgenerationenwohnen, Wohnungstausch im Alter etc. Da müssen unterschiedliche Wege beschritten werden. Für Neubauten fordern wir zudem eine verpflichtende Quote von 20 Prozent für sozialen Wohnungsbau. Vorstellbar ist für uns etwa, dass Investoren bei neuen Bauprojekten mindestens 20 Prozent der Wohneinheiten (kaufmännisch gerundet auf ganze Wohneinheiten) mit Mietpreisbindung für den sozialen Wohnungsbau bereitstellen müssen, sofern die Größe eines Wohngebietes dem nicht entgegensteht.
Weitere zehn Prozent der Wohneinheiten (kaufmännisch gerundet auf ganze Wohneinheiten) könnten im Bereich des bezahlbaren Wohnraums geschaffen werden. Beim Abschluss von Verträgen sollten zudem darauf geachtet werden, dass der gesellschaftliche Nutzen Vorrang vor einem möglichst hohen Verkaufserlös hat.

FDP - Daniel Karrais

Welche Faktoren sind dafür verantwortlich?
Verantwortlich ist in erster Linie die Niedrigzinspolitik der EZB, die eine Flucht des Kapitals in Immobilienwerte fördert. Solange dieser Umstand anhält, sind Immobilienpreise hoch und hohe Miete können verlangt werden. Darüber hinaus sorgen überbordende Bürokratie und Bauvorschriften, wie aus der Landesbauordnung, für hohe Investitionskosten bei Neubauten. Dadurch entstehen nicht mehr Wohnungen und wenn, dann sind sie nur schwer für den Normalbürger bezahlbar. 
Mit welchen Maßnahmen kann man entgegen steuern?
Die bauhemmende Mietpreisbremse gehört ersatzlos gestrichen. Sie funktioniert nachweislich nicht und schreckt Investoren ab zu investieren. Darüber hinaus müssen die Auflagen für Neubauten gelockert werden. Bauvorschriften, wie überdachte Fahrradabstellplätze sind sicherlich ein netter Ansatz, verbrauchen aber Platz und machen Bauen teuer. Das ist insbesondere dann ärgerlich, wenn die Fahrradabstellplätze aufgrund der Topographie der Umgebung kaum genutzt werden. Insgesamt wird sich die Wohnraumknappheit nicht durch direkte politische Maßnahmen verringern lassen. Hier muss eher indirekt über Lockerung von Auflagen und Abgabenbelastungen gewirkt werden, um das Bauen zu angemessenen Mieten attraktiv zu machen.

Bündnis 90 / Die Grünen - Gabriele Schneider

Angebot und Nachfrage bestimmen den Mietpreis einer Immobilie. Da "Wohnen" marktwirtschaftlichen Prinzipien unterliegt, steigen dementsprechend bei Wohnungsknappheit die Mieten. Vor einigen Jahren wurde der soziale Wohnungsbau in Deutschland massiv eingebremst. Auswirkungen dieser verfehlten Politik sind natürlich auch im Landkreis Rottweil zu spüren. Die Zeichen der Zeit wurden von der Bauwirtschaft erkannt, Bauträger erstellen Wohnraum für kapitalträchtige Kunden. Die Baufirmen sind zurzeit vollkommen ausgelastet, das treibt wiederum die Preise nach oben. Probates Mittel, langfristig diesem fatalen Trend, dass Wohnen für sozial Schwache unerschwinglich wird/ist, entgegenzuwirken, ist die Gründung von Bürgergenossenschaften. Diese sollten als Bauträger preisgünstigen Wohnraum zu errichten, der nicht der Immobilienwirtschaft unterliegt, sondern nach sozialen Kriterien vergeben wird. Tragender Gedanke kann die Bildung von intergenerativen Gemeinschaften sein, um auch der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen. Nicht Wohn-, sondern Lebensräume sind zu schaffen. Die umweltbedingte Notwendigkeit, verdichtet zu bauen, kommt diesem Gemeinschaftsgedanken sehr entgegen.

Bitte beachten Sie, dass die Antworten die Meinung der jeweiligen Kandidaten widerspiegeln und vom Programm der jeweiligen Partei abweichen könnten. Die Reihenfolge der Antworten stellt keine Gewichtung dar. Die Antworten wurden ungekürzt und unverändert übernommen. 
Alle zur Kommunalwahl antretenden Parteien haben unsere Fragen erhalten, doch nicht immer beantwortet.

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