Im Landkreis Rottweil mangelt es an Wohnraum. Zudem stiegen die Mieten in den letzten Jahren deutlich. Welche Faktoren sind dafür verantwortlich? Mit welchen Maßnahmen kann man entgegen steuern?
SPD - Arved Sassnick
Wohnraumangel ist verursacht
Forum für Rottweil (FFR) - Elke Reichenbach, Reiner Hils
Fehlender Wohnraum ist inzwischen auch in Rottweil ein Thema, die ständige Erweiterung und Neuanlage von Baugebieten aber nicht der rechte Weg. Dadurch werden immer mehr Flächen versiegelt, obwohl die Bevälkerung in Rottweil nicht wächst und im Umland schrumpft. Steigende Mieten besten vor allem sozial Schwächere. Hier ist der soziale Wohnungsbau eine Weg, weitere Wege sind Anreize für alternative Wohnformen: Mehrgenerationenwohnen, Wohnungstausch im Alter etc. Da müssen unterschiedliche Wege beschritten werden. Für Neubauten fordern wir zudem eine verpflichtende Quote von 20 Prozent für sozialen Wohnungsbau. Vorstellbar ist für uns etwa, dass Investoren bei neuen Bauprojekten mindestens 20 Prozent der Wohneinheiten (kaufmännisch gerundet auf ganze Wohneinheiten) mit Mietpreisbindung für den sozialen Wohnungsbau bereitstellen müssen, sofern die Größe eines Wohngebietes dem nicht entgegensteht.
Weitere zehn Prozent der Wohneinheiten (kaufmännisch gerundet auf ganze Wohneinheiten) könnten im Bereich des bezahlbaren Wohnraums geschaffen werden. Beim Abschluss von Verträgen sollten zudem darauf geachtet werden, dass der gesellschaftliche Nutzen Vorrang vor einem möglichst hohen Verkaufserlös hat.
FDP - Daniel Karrais
Welche Faktoren sind dafür verantwortlich?
Verantwortlich ist in erster Linie die Niedrigzinspolitik der EZB, die eine Flucht des Kapitals in Immobilienwerte fördert. Solange dieser Umstand anhält, sind Immobilienpreise hoch und hohe Miete können verlangt werden. Darüber hinaus sorgen überbordende Bürokratie und Bauvorschriften, wie aus der Landesbauordnung, für hohe Investitionskosten bei Neubauten. Dadurch entstehen nicht mehr Wohnungen und wenn, dann sind sie nur schwer für den Normalbürger bezahlbar.
Mit welchen Maßnahmen kann man entgegen steuern?
Die bauhemmende Mietpreisbremse gehört ersatzlos gestrichen. Sie funktioniert nachweislich nicht und schreckt Investoren ab zu investieren. Darüber hinaus müssen die Auflagen für Neubauten gelockert werden. Bauvorschriften, wie überdachte Fahrradabstellplätze sind sicherlich ein netter Ansatz, verbrauchen aber Platz und machen Bauen teuer. Das ist insbesondere dann ärgerlich, wenn die Fahrradabstellplätze aufgrund der Topographie der Umgebung kaum genutzt werden. Insgesamt wird sich die Wohnraumknappheit nicht durch direkte politische Maßnahmen verringern lassen. Hier muss eher indirekt über Lockerung von Auflagen und Abgabenbelastungen gewirkt werden, um das Bauen zu angemessenen Mieten attraktiv zu machen.
Bündnis 90 / Die Grünen - Gabriele Schneider
Angebot und Nachfrage bestimmen den Mietpreis einer Immobilie. Da "Wohnen" marktwirtschaftlichen Prinzipien unterliegt, steigen dementsprechend bei Wohnungsknappheit die Mieten. Vor einigen Jahren wurde der soziale Wohnungsbau in Deutschland massiv eingebremst. Auswirkungen dieser verfehlten Politik sind natürlich auch im Landkreis Rottweil zu spüren. Die Zeichen der Zeit wurden von der Bauwirtschaft erkannt, Bauträger erstellen Wohnraum für kapitalträchtige Kunden. Die Baufirmen sind zurzeit vollkommen ausgelastet, das treibt wiederum die Preise nach oben. Probates Mittel, langfristig diesem fatalen Trend, dass Wohnen für sozial Schwache unerschwinglich wird/ist, entgegenzuwirken, ist die Gründung von Bürgergenossenschaften. Diese sollten als Bauträger preisgünstigen Wohnraum zu errichten, der nicht der Immobilienwirtschaft unterliegt, sondern nach sozialen Kriterien vergeben wird. Tragender Gedanke kann die Bildung von intergenerativen Gemeinschaften sein, um auch der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen. Nicht Wohn-, sondern Lebensräume sind zu schaffen. Die umweltbedingte Notwendigkeit, verdichtet zu bauen, kommt diesem Gemeinschaftsgedanken sehr entgegen.
Bitte beachten Sie, dass die Antworten die Meinung der jeweiligen Kandidaten widerspiegeln und vom Programm der jeweiligen Partei abweichen könnten. Die Reihenfolge der Antworten stellt keine Gewichtung dar. Die Antworten wurden ungekürzt und unverändert übernommen.
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