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copyright Frank Sucker

Die grünen Gemeinderäte beklagten in ihrer letzten Videokonferenz, dass der Kreistag den Antrag von Dr. Ruf (CDU) verwarf, sich an einer Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Bahnstrecke Rottweil-Balingen zu beteiligen. Ein Bedauern nicht aus lokalpatriotischer Befangenheit. Die Grünen waren sich vielmehr einig, dass damit ein landesweit bedeutsames Strukturprojekt scheitern könnte, das Mobilitätswende und Klimaschutz voranbringt. Etliche erfolgreiche Streckenreaktivierungen im Lande sollten eher ermutigen.

Frank Sucker schilderte seine Eindrücke vom Besuch besagter Kreistagssitzung: „Es war bitter mitzuerleben, wie Expertenrat gleich doppelt in den Wind geschlagen wurde.“ Kein Vertreter des Planungsbüros war geladen, das dieser Bahnstrecke ein „hohes Nachfragepotenzial“ zuschreibt und daher zu einer Machbarkeitsstudie rät. So blieben geäußerte Zweifel an Aussagekraft und Methode des Gutachtens ohne fundierte Antwort. Und befremdend war auch, dass trotz üppigen Zuschüssen des Landes sich nicht mal für eine Machbarkeitsstudie eine Mehrheit fand. Dabei böte erst diese eine vernünftige Entscheidungsgrundlage, indem sie Fragen nach Trassenführung, Kosten und Leistungsfähigkeit fachkundig beantwortet.

In der Diskussion wünschte die Fraktion sich natürlich auch eine Aufwertung des Rottweiler Bahnhofs durch einen weiteren Bahnknoten. Doch davon würde auch der restliche Landkreis profitieren. Eine Reaktivierung der Strecke würde die west-östliche Verbindung zwischen Freiburg, Villingen, Rottweil, Balingen und Tübingen stärken. In ihr kann man durchaus auch eine „Innovationsachse“ sehen mit Hochschulen, aufstrebenden Unternehmen und einem regen kulturellen und touristischen Leben. Gabriele Schneider sah in dieser Achse gar ein Modell für eine „zukunftsweisende Mobilität“. Und sie weitete den Blick auch in den Raum Sigmaringen. So verwunderte es letztlich nicht, dass die Strecke Rottweil-Balingen es beinahe in die höchste Kategorie der Strecken mit sogar „sehr hohem Nachfragepotenzial“ geschafft hätte.

Dabei ist der Güterverkehr in dem Gutachten noch gar nicht berücksichtigt. Auch hier hielt die Fraktion Verkehrsverlagerungen von der Straße auf die Schiene für möglich. Das wäre ein Segen, denn die B 27 ist durch den Schwerlastverkehr oft heillos überbelastet - sehr zum Leidwesen der Anwohner. Auch für einen Regiobus zwischen Rottweil und Balingen wäre zu manchen Stunden ein pünktliches Durchkommen schwierig. Doch immerhin: dank der Studie des Landes zu den Fahrgastpotenzialen scheint die Zeit nun reif zu sein für eine Regiobusverbindung. „Diese wäre schon mal ein Fortschritt. Ein ÖPNV-Angebot, das zügig umsetzbar ist, während der Bau einer neuen Bahntrasse sich länger hinziehen würde,“ schreiben die Grünen in ihrer Pressemitteilung.
Sind nach dem Kreistags-Nein nun alle Chancen verspielt? Oder lassen sich die Weichen noch umstellen? Rottweils Grüne hoffen weiter, dass in der Frage der Streckenreaktivierung das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Sie setzen auf weiteres Drängen aus Rottweil und dem Zollernalbkreis. Und Ingeborg Gekle-Maier wagte den kecken Gedanken: „Lassen sich die 12.500 €, die aus unserem Landkreis noch für eine Machbarkeitsstudie fehlen, über Crowdfunding einwerben?“

BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN, Kreisverband Rottweil
Imbrand 35
78730 Lauterbach

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