3

Späte Ehre für einen großartigen Künstler und Menschen

Siegfried Haas zum 100. Geburtstag
copyright Moni Marcel

Am 8. Juni würde Siegfried Haas 100 Jahre alt.  Aus diesem Anlass sind Werke des vor zehn Jahren verstorbenen Rottweiler Künstlers jetzt in der Lorenzkapelle zu sehen. Eröffnet wurde die Ausstellung am Samstag im ganz kleinen Kreis, Ehrengast war die inzwischen selbst 100 Jahre alte Witwe Ingrid Haas.


Siegfried Haas hatte in der Kunststadt Rottweil keinen leichten Stand, galt  er doch als Kirchenkünstler, was der einflussreichen Kunstszene um Erich Hauser nicht gefiel.  Wie  politisch seine Werke aber waren, machte Thomas Broch bei der Eröffnung deutlich. Da ist beispielsweise das Werk "Die Macht", das im Eckerwald steht, im Gedenken an die dort geschundenen Häftlinge: Ein gedemütigter Mensch, gefesselt und erdrückt von der angsteinflößenden Macht. Eine angemaßte, geliehene Macht, die sich selbst geradezu lächerlich macht, nannte das Broch. Auch der Torso "Ecce Homo", der jetzt vor der Lorenzkapelle steht, zeigt  das Leid der Opfer der Nationalsozialisten.


Gewalt und Gewaltlosigkeit prägen Siegfried Haas' Werk, der selbst schon als Jugendlicher gegen die Nazis aufstand. Der später im Umfeld der Weißen Rose aktiv war und in letzter Minute, gewarnt von der Mutter von Hans und Sophie Scholl, an die Ostfront ging. Der in französischer Gefangenschaft schwer gefoltert wurde, weil man ihn wegen seiner großen Statur der Waffen-SS zuordnete.


Und die Liebe: Die Liebe zu seiner Frau Ingrid und seinen neun Kindern. All dies spiegelt sich in den Skulpturen von Siegfried Haas. Aber auch seine Begeisterung vom Aufbruch der katholischen Kirche im zweiten Vatikanum. Die Kirche als Communio - als Gemeinschaft der Getauften, der Priester als Diener, so gehörte für ihn der Altar in die Mitte der Kirche. Durchsetzen konnte er das teilweise in der Gestaltung der Auferstehung Christi-Kirche. Und gänzlich in der Kapelle St. Michael, die später mit dem ganzen Gebäude St. Michael abgerissen wurde. Eine tiefe Wunde riss dies auch bei Siegfried Haas, wie Thomas Broch betonte.


Kreisarchivar Berhard Rüth sprach von der franziskanischen Geisteshaltung des Künstlers, die mit renaissancehaftem Lebensgefühl eine komplexe Verbindung einging. Und von der Empathie, seinem Mitgefühl für verfolgte und verletzte Menschen. Eine Bringschuld sei die Ausstellung, so Rüth, denn Haas habe aufgrund seiner Ausrichtung auf den kirchlichen Kontext zu Lebzeiten in der Rottweiler Kunstszene nicht die ihm gebührende Wertschätzung erfahren. Sie soll zeigen, "dass der Bildhauer Siegfried Haas zu den führenden Künstlerpersönlichkeiten des oberen Neckarraums gehört."


Zu sehen sind neben den bildhauerischen Arbeiten auch Zeichnungen von Siegfried Haas: Wunderbare Ansichten Rottweils, und auch das Weckenmännle vom Kapellenturm. Dessen Original neben zahlreichen anderen mittelalterlichen Skulpturen der Sammlung Dursch ebenfalls in der Lorenzkapelle zu sehen ist.


Die Initiative für die Ausstellung ging von Michael Grimm aus, in dessen Vinothek viele der Werke aufbewahrt und gezeigt werden.  So galt auch ihm der Dank von Andreas Haas, einem der Söhne von Siegfried Haas. "Es hat mich sehr bewegt. Die Ausstellung hat eine ungeheure Kraft. Für uns ist heute ein Festtag."


Und Museumsmanagerin Martina Meyr betonte, man habe vor, die Ausstellung fünf Wochen zu zeigen, "egal wann!" Derzeit ist sie nämlich wegen der hohen Inzidenzzahlen im Landkreis noch nicht öffentlich zugänglich.

Kunstsammlung Lorenzkapelle
Lorenzgasse 17
78628 Rottweil

Es ist uns wichtig, Ihre Daten zu schützen

Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Webseiten-Erlebnis zu bieten. Das sind einerseits für den Betrieb der Seite notwendige Cookies, andererseits solche, die für Statistikzwecke, für die Anzeige von Videos und Kartenmaterial gesetzt werden. Sie können selbst entscheiden, welche davon Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen eventuell nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.