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100 Jahre Oberrotenstein: Musik und ganz viel Kunst

Ganz viel Kunst und Musik, das gab es am Dienstag auf dem Oberrotenstein. Immerhin ist das Hofgut nun 100 Jahre alt geworden, und das musste gefeiert werden. Los ging es an der Ku(h)nstscheune oberhalb des Skulpturengartens, wo Corinna Lange, Marianne Müller, Viola Auber, Brigitte Nowling und Ingrid Schatter ihre Werke zwischen Heuballen ausstellen.

Foto copyright Moni Marcel

Kunst mit allen Sinnen konnte man hier genießen, wie Matthias Graf-Hetzler betonte, der in die Ausstellung einführte – neben dem duftenden Heu roch es auch lecker nach dem Kaffee und den Kuchen, die für die Gäste bereit standen. Portraits in allen Variationen zeigten die fünf Künstlerinnen, Gesichter von Menschen, von Tieren und solche, bei denen beide miteinander verschmelzen. Der Logik folgend, dass jedes Gesicht wert ist, wahrgenommen zu werden, konnte man hier auch in einen Spiegel schauen.

Für die Ausstellung in seinem Atelier hat Tobias Kammerer besondere Portraits aus den letzten 100 Jahren ausgewählt. Werke aus seiner ganz persönlichen Sammlung, von Max Pechstein über seinen Lehrer Arik Brauer bis zu Sebastian Vogel, seinem jungen Künstlerkollegen. Dazu gab es natürlich auch teils ganz persönliche Geschichten von Kammerer selbst, aber auch Einblicke in die dazugehörigen Zeitläufte. Anton Kolig beispielsweise, fast in Vergessenheit geratener österreichischer Künstler, einer seiner Meisterschüler war Siegfried Haas. Von ihm erfuhr Kammerer, wie Kolig einst, ohne es zu ahnen, neben Adolf Hitler in der Wiener Vorlesung saß. Kolig wurde als Künstler erfolgreich, Hitler anderweitig, aber nicht als Künstler, was ihn grämte. Als die Nazis entschieden, welche Kunst „entartet“ zu sein hatte, gehörte aus Kolig zu den Geschmähten. Siegfried Haas selbst erlebte, wie SS-Männer in der Stuttgarter Kunstakademie einmarschierte und Kolig als Professor suspendierten. Passend dazu das Bild von Albert Birkle, ein alter, ausgemergelter Mann, ein Jude wohl, der den letzten Schritt eine Treppe herunter macht – in die eigene Vernichtung.
 
Die letzten 100 Jahre, in denen so viel geschah, von der Erfindung der Antibiotika bis zur Mondlandung und den iPhones, auch das spiegeln HAP Grieshaber, Horst Janssen ebenso wie Tomi Ungerer mit seinen erotischen Karikaturen, mit denen er sich die Karriere im prüden Amerika versaute. Der seine Energie dann eben in die deutsch-französische Freundschaft investierte. Arik Brauer, der Lehrer Kammerers, der Allrounder, der sich auch als Musiker, Liedermacher, Architekt und mehr einen Namen machte. Der Schweizer Bruno Weber, dessen Skulpturen gegen jede Bauvorschrift verstießen, dessen Park heute zu den Attraktionen Dietikons gehört. Frieder Preis’ Mädle, Elvira Bachs Selbstportrait als Schlange am Telefon und eines von Kammerer selbst – sie alle stehen für 100 Jahre mit so großen Veränderungen und sind in dieser spannenden Kombination auf Anfrage noch bis Ende Oktober zu besichtigen.
 
Den zauberhaften Abschluss eines kurze Zeit nur verregneten Abends machten dann Alona Negrich (Vocals, Piano) und Arno Haas (Saxophon) mit jazzig-souligen Klängen im Paulusgärtle und die Lichtinstallationen im Skulpturenpark, die Tobias Kammerers Glaskunst wunderbar zum Leuchten brachten.

Tobias Kammerer - Künstler
Oberrotenstein
78628 Rottweil - Hausen

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