Der Gesundheitsatlas Deutschland des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zeigt, dass 14,44% der Bevölkerung des Landkreises Rottweil an Depressionen leiden. Das ist der dritthöchste Wert in ganz Baden-Württemberg.
Dr. Adam vom Gesundheitsamt des Landkreises Rottweil nimmt dazu Stellung.
Warum, glauben Sie, leiden die Menschen im Kreis Rottweil mehr an Depressionen als in anderen Landkreisen in Baden-Württemberg?
Es gibt aus unserer Sicht keine belastbare Erklärung dafür, warum unsere Zahlen höher sind. Wir haben zwar im Landkreis Rottweil etwas höhere Werte, doch der Unterschied zum Landesschnitt ist rein statistisch betrachtet eher marginal, nämlich nur zwei Prozent.
Ein möglicher Erklärungsansatz könnte sein, dass der Landkreis Rottweil zu den Kreisen in Baden-Württemberg gehört, die beim Anteil der hochbetagten Menschen im zweithöchsten Quintil rangieren, siehe angehängte Datei. Da mit zunehmendem Alter auch das Risiko steigt, an einer Depression zu erkranken, könnte dies einen gewissen Einfluss auf die Zahlen haben – aber das ist reine Spekulation, solange wir nicht wissen, welche Alterszusammensetzung die Gruppe der psychisch erkrankten Personen hat.
Was wird getan, um die ärztlich-therapeutische Versorgung von psychisch erkrankten Menschen auch in Zukunft sicherzustellen – gerade mit Blick auf den Ärztemangel?
Wir sind sehr froh, dass wir im Landkreis mit dem Vinzenz von Paul Hospital eine sehr leistungsstarke psychiatrische Fachklinik von entsprechender Größe haben – inklusive einer psychiatrischen Institutsambulanz. In diesem Punkt sind wir im Vergleich zu anderen Landkreisen sehr gut aufgestellt. Obwohl der Auftrag zur Sicherstellung der Versorgung bei der Kassenärztlichen Vereinigung liegt, engagiert sich unser Gesundheitsamt im Bereich der Ärzteversorgung in wegweisenden Projekten. So hat der Landkreis die sogenannte „Verbundweiterbildung Allgemeinmedizin“ initiiert, die künftigen Allgemeinmedizinern die Facharztausbildung im Landkreis Rottweil ganz erheblich vereinfacht. Weitere Informationen hierzu finden Sie hier auf unserer Webseite: www.landkreis-rottweil.de/verbundweiterbildung. Außerdem sind wir Modellregion für die ärztliche Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg.
Kann der Kreis irgendetwas tun, um aktiv gegen die Zunahme von Depressionen in der Bevölkerung vorzugehen?
Das Präventionsgesetz legt den Fokus auf die Krankenkassen als Hauptakteure für präventive Maßnahmen – dennoch kann ein Landkreis natürlich ergänzend tätig werden, indem er lokale Präventionsprojekte koordiniert, Initiativen mit unterschiedlichsten Akteuren wie Schulen, Vereinen und Beratungsstellen unterstützt und zusätzliche Angebote entwickelt. An dieser Stelle kann ich zwei beispielhafte Projekte nennen: einmal unser Projekt zur Medienkompetenz von Kindern.
Weitere Informationen: mit kindgerechtem Theater gegen ausufernden Medienkonsum,
zum zweiten die Spaziertreffs für Senioren. Beide Projekte sind präventive Ansätze, um unter anderem auch depressiven Erkrankungen vorzubeugen.
Zusätzlich arbeiten wir derzeit an einem BGM-Modellprojekt, das die Analyse von Fehltagen und die darauf abgezielte Implementierung von BGF-Maßnahmen, also Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung, zum Ziel hat. Letzteres wurde in einer Stellungnahme der AOK als wichtiger Baustein identifiziert, um auch im Bereich der depressiven Erkrankungen proaktiv zu agieren.
Weitere Informationen: https://www.aok.de/pp/gg/update/wido-erweitert-gesundheitsatlas
Quelle: gesundheitsatlas-deutschland.de
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