Rottweil bewegt sich – neue Wege für eine Stadt im Wandel

KI-generiertes Bild, das einige Aspekte der Mobilität in Rottweil zeigen soll und nicht den Sachverhalt korrekt darstellt.

In kaum einem anderen Bereich zeigt sich so deutlich, wie sehr eine Stadt in Bewegung ist, wie bei der Mobilität. Auch in Rottweil stehen in den kommenden Jahren entscheidende Veränderungen an – sichtbar auf Straßen und Plätzen, aber auch im Hintergrund durch neue Konzepte, technische Systeme und strategische Entscheidungen. Und sie betreffen alle: Pendler, Besucher, Gewerbetreibende, Familien, Senioren.

Doch was genau kommt auf die Stadt zu? Welche Projekte sind bereits beschlossen, welche im Entstehen? Und was bedeutet das konkret für den Alltag der Menschen in Rottweil? Diese Reportage beleuchtet die wichtigsten Entwicklungen, ohne ideologische Scheuklappen, sondern mit Blick auf Funktionalität, Lebensqualität und Stadtentwicklung.


Mehr Parkraum, einheitliches System

Mit der für September geplanten Eröffnung des Parkhauses an der Groß’schen Wiese wird ein Projekt realisiert, das im Vorfeld für Diskussionen sorgte. Ursprünglich war ein Parkhaus am Nägelesgraben geplant, gegen das es sogar eine Unterschriftenaktion gab. Die Stadt entschied sich für eine alternative Fläche, die bereits vorher als Parkfläche genutzt worden war, und vergrößert mit dem Neubau die Stellplatzanzahl von 160 auf 321 und schafft so die Grundlage für ein modernes, nutzerfreundliches Parkangebot. 

Parallel wurde das bestehende Parkhaus am Kriegsdamm von der Stadt übernommen. Ziel ist ein einheitliches Parkraummanagement: gleiche Tarife und ein gemeinsames digitales Leitsystem.

Damit ändern sich ab voraussichtlich 15. September die Parkgebühren in der Stadt. Das Ziel sei dabei auch, die Autos von der Innenstadt in die Parkhäuser zu verlagern. So kostet jede angefangene Stunde auf dem Parkplatz am Nägelesgraben 1 EUR – bei einer unveränderten Höchstparkdauer von 4 Stunden. Dazu wird es kein freies Parken am Sonntag oder Samstagnachmittag geben. Von jeweils 8 bis 20 Uhr ist das Parken dort kostenpflichtig.
Das Parken im Parkhaus ist eine Stunde frei, jede weitere Stunde kostet 1 EUR. Die Tageshöchstgebühr beträgt 8 EUR.
Für Anwohner und Berufstätige soll ein Monatsticket zum Preis von 70 EUR angeboten werden.
Für die Kunden des Culinara (Edeka) am Nägelesgraben werden nach jetzigem Stand zwei Stunden freies Parken gewährt. Die Brezeltaste, die 30 Minuten kostenfreies Parken in verschiedenen Teilen der Innenstadt (Waldtorstraße, untere Hauptstraße, Hochbrücktorstraße) ermöglicht, wurde auf Wunsch der regionalen Händler beibehalten.
Da das Parken am Bahnhof von Pendlerinnen und Pendlern benutzt wird und die Attraktivität des ÖPNV nicht gefährdet werden soll, beträgt das Parken dort 2 EUR pro Tag, 8 EUR pro Woche oder 24 EUR pro Monat.
Auch die Anwohner müssen sich auf höhere Parkgebühren einstellen. Während ein Anwohner-Parkausweis pro Jahr 30 EUR kostete, wird der Preis nun 120 EUR pro Jahr betragen.

Für die Bewirtschaftung der Parkhäuser ist eine externe Firma zuständig. Diese sind übrigens schrankenfrei. Die Bezahlung erfolgt an den Parkautomaten unter Angabe des Nummernschildes. Ein System, das sich an vielen Orten bereits bewährt hat.


Zentrale Mobilitätsdrehscheibe: Der ZUP ab 2026

Die Planung des Zentralen Umsteigepunkt (ZUP) ist abgeschlossen. Dieser entsteht am Parkhaus Kriegsdamm am Nägelesgraben. Er soll künftig das Herzstück des städtischen Nahverkehrs sein. Die Planung sieht vor:

  • Sechs Stadtbuslinien im Halbstundentakt mit direktem Umstieg
  • Anschluss an Regionalbusse ohne Einfädelbuchten
  • Optimierte Fußwege und sichere Haltebereiche
  • Aussichtsplattform für Wartebereiche am Kriegsdamm, der den Blick auf die im Bau befindliche NECKARLINE Brücke.
  • Trennung von Individualverkehr und ÖPNV

Mit rund 2,79 Mio. Euro Gesamtkosten (davon 1,2 Mio. über Förderprogramme finanziert) entsteht bis 2026 eine moderne Infrastruktur, die nicht nur Fahrpläne koordiniert, sondern auch Flächen neu organisiert. Dies macht den Friedrichsplatz frei für seinen Umbau bis zur Landesgartenschau 2028.


Friedrichsplatz: Mehr Raum für Menschen

Der Friedrichsplatz wird sich grundlegend wandeln. Nach dem Umzug der Busse zum neuen ZUP 2026 beginnt 2027 der Umbau auf Basis eines städtebaulichen Wettbewerbs. Die Fertigstellung ist für März 2028 geplant – rechtzeitig zum Beginn der Landesgartenschau.
Die Vision: Ein Ort, der nicht nur Durchgangszone ist, sondern Aufenthaltsqualität bietet. Sitzgelegenheiten, Begrünung und die Reduktion des Durchgangsverkehrs.
Weitere Details präsentieren wir Ihnen in den nächsten Tagen.


Carsharing, E-Lastenrad & eScooter

Seit April 2025 ist Rottweil Teil einer neuen Mobilitätsrealität: Carsharing ist an mehreren Standorten verfügbar und wird besonders für Gelegenheitsfahrer und Zweitwagenbesitzer attraktiv und bereits ab 7,90 EUR für 30 Minuten erhältlich. Es fällt keine Grundgebühr und keine Gebühr für gefahrene Kilometer an. Weitere Tarife finden Sie unter dem folgenden Link.
Das Angebot der Firma ist digital buchbar.

Zusätzlich stehen zwei E-Lastenräder kostenfrei zur Ausleihe bereit – ideal für Besorgungen, Transporte oder kleinere Umzüge. Möglich macht dies eine Initiative des ADFC KV Rottweil, die sich für eine fahrradfreundliche Verkehrspolitik in und um Rottweil einsetzt.

Seit April 2024 stehen durch den privaten Anbieter ZEUS dreirädrige Elektroroller im Stadtgebiet zur Verfügung. Nun wurde die Nutzung dieser eScooter ausgeweitet. Seit Kurzem gehört auch Zimmern ob Rottweil zum Erlaubnisgebiet. Das sorgt für mehr Flexibilität auf kurzen Strecken.
Die Nutzung ist gebührenpflichtig, mit Tarifen ab 25 Cent pro Minute oder als Tagestarif für 9,99 EUR. Ermäßigungen gibt es für Schüler, Studierende und einkommensschwache Haushalte. Für die Nutzung steht eine einfach zu bedienende App zur Verfügung.


E-Mobilität: Nachfrage trifft auf Infrastrukturgrenzen

Immer mehr Menschen interessieren sich für E-Fahrzeuge, wenngleich der Anteil der Elektromobilität im Landkreis mit 1,2% (Stand 2023) noch sehr gering ist. Die Ladeinfrastruktur allerdings ist in Rottweil noch ausbaufähig. Gerade einmal 24 Ladesäulen (davon 13 Schnellladesäulen) stehen laut in Rottweil zur Verfügung. Die Folge: Private Initiativen und Anbieter sind gefragt, um das Netz zu erweitern. Eine vom Landkreis Rottweil veröffentlichte Übersichtskarte zeigt die Defizite noch deutlich auf.


Radverkehr: Schritt für Schritt

Rottweils Radwege sind vielerorts verbesserungsbedürftig, auch wenn Rottweil offiziell am Radnetz angeschlossen ist. Die Radwege sind nicht vollständig erschlossen oder zu eng, wie das Team Radkultur bemängelt.

Doch es tut sich etwas. So wurde im Mai 2025 eine Fahrradstraße in der Körnerstraße eröffnet.
Mit der Landesgartenschau soll die Lücke des geschlossen werden, entlang eines renaturierten, attraktiven Abschnitts. Für Alltagsnutzer und Freizeitradler ergeben sich so neue Möglichkeiten – vorausgesetzt, die Planung bleibt konsequent nutzerorientiert.


Fazit: Eine Stadt schafft Alternativen - doch offene Fragen bleiben

Rottweil ändert sich. Die Mobilität ist dabei nicht Ziel, sondern Mittel: Es geht um bessere Verbindungen, mehr Auswahl und höhere Aufenthaltsqualität.
Wer Auto fährt, soll das auch künftig können – mit weniger Stau, mehr Transparenz und klarem Parksystem. Wer neue Wege ausprobieren möchte, findet dafür nun bessere Bedingungen.

Ob zu Fuß, mit dem Bus, dem Rad oder dem Carsharing-Fahrzeug: Es geht nicht ums „entweder oder“, sondern ums „sowohl als auch“.

Doch es bleiben offene Fragen:
Welche Entscheidung wird hinsichtlich der Gäubahn seitens der Deutschen Bahn getroffen? Die betroffene Bahnstrecke ist die derzeit wichtigste Zugverbindung nach Stuttgart und soll zumindest temporär gekappt werden. Lösungen für Berufspendler stehen noch in den Sternen.


Alles in Kürze

  • Parkhaus Groß’sche Wiese: 321 Stellplätze
  • Kriegsdamm: Stadt übernimmt Parkhaus für einheitliches System
  • ZUP (ab 2026): zentraler Umsteigepunkt, 6 Stadtbuslinien, Regionalanschluss, moderne Infrastruktur
  • Friedrichsplatz (ab 2027): Einrichtungsverkehr, neue Gestaltung für mehr Aufenthaltsqualität
  • Carsharing: seit April 2025 an mehreren Punkten
  • E-Lastenrad: 2 Modelle kostenlos ausleihbar
  • eScooter: jetzt auch in Zimmern ob Rottweil
  • Ladesäulen: ausbaufähig
  • Radwege: Schrittweise Verbesserung

Dieser Beitrag wird laufend aktualisiert.
In Kürze widmen wir uns auch der barrierefreien Möbilität und den Fußgängern.


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