Wie schwer es ist, Menschen von der Straße wieder in ein normales Leben mit Wohnung und Job zurückzubringen, davon kann das Team der Rottweiler AWO schon lange ein Lied singen. Nun gibt es, gefördert mit Geldern vom Land, die Fachstelle zur Wohnungssicherung im Landkreis. Und hier sorgen die SozialarbeiterInnen dafür, dass die Menschen in ihrer Wohnung bleiben können. „Es ist besser, wenn das Kind gar nicht erst in den Brunnen fällt“, beschreibt es Alexander Schiem, Chef der Spittelmühle. Denn so wird nicht nur das Leid für die Betroffenen verhindert, sondern auch ziemlich viel Geld gespart.
Mit der neuen Stelle ist Rottweil ein Modellprojekt, eines von fünf in Baden-Württemberg. Und dies mit großem Potenzial, denn die MitarbeiterInnen bringen viel Erfahrung mit. Das ist auch einer der Gründe, warum man sich entschieden hat, die Stelle auf Isabel Mayer, Mariapalma Franza, Hélène Marcel und Patrick Münch zu verteilen, statt jemanden neu einzustellen. „Ein Team kommt weiter als ein Einzelkämpfer“, ist Alexander Schiem überzeugt. Und mehr Ideen hat es auch. Alle vier kennen sich nicht nur gut aus, sondern sind auch bestens mit anderen Behörden und Hilfsangeboten vernetzt. Sie können helfen, die nötigen Anträge auszufüllen, wenn es am Geld für die Miete fehlt, kennen viele der Vermieter, können im Streitfall schlichten, vermitteln aber auch weiter, wenn es beispielsweise um psychische Probleme geht.
Isabel Mayer kümmerte sich kürzlich um eine Dame, die drohte, wegen ihrer Messi-Wohnung auf der Straße zu landen. „Wir haben mit ambulanten Hilfen dafür gesorgt, dass sie in der Wohnung bleiben konnte“, diese natürlich auch in Ordnung gebracht. Hilfe in solchen Fällen geben die SozialarbeiterInnen aber auch, damit das so bleibt und die Wohnung nicht gleich wieder vermüllt. „Da müssen wir immer wieder nachhaken, damit die Probleme nicht wieder von vorn anfangen.“ Die vier Fachleute treten aber auch mal den gesetzlichen Betreuern der Menschen auf die Zehen, wenn sie sich nicht kümmern, und sie stehen im engen Kontakt zu den Behörden. Jobcenter, Arbeitsagentur oder auch die Gerichte sind ein Frühwarnsystem: Sie schalten die Fachstelle ein, wenn jemand eine Räumungsklage, also Wohnungslosigkeit, droht. So lässt sich oft das Schlimmste verhindern.
Wie nötig diese Arbeit ist, das zeigen auch die aktuellen Zahlen, die eben erst veröffentlicht wurden: Über eine Million Menschen waren 2024 obdachlos, elf Prozent mehr als im Vorjahr. 26 Prozent davon waren Kinder und Jugendliche. Die Zahl derjenigen, die in staatlichen Unterkünften lebten, stieg um zwölf Prozent. Die Gründe dafür nennt die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosigkeit (BAG W) auch: Die Armut steigt und bezahlbarer Wohnraum wird immer weniger. So machen die steigenden Miet- und Energiepreise immer mehr Menschen zu schaffen, Trennung oder Scheidung führen immer häufiger dazu, dass Leute auf der Straße landen.
Darum warnt die BAG W auch vor einem weiteren Anstieg der Wohnungslosenzahlen: „Die Wohnungslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland hat einen Höchststand erreicht und ein Ende ist nicht in Sicht“, sagt Vorsitzende Susanne Hahmann. „Die Ursachen sind bekannt: zu wenig bezahlbarer Wohnraum, Armut und drohende Kürzungen im sozialen Sicherungssystem. Wenn Politik und Gesellschaft nicht entschieden gegensteuern, werden noch mehr Menschen ihr Zuhause verlieren.“ Mit der neuen Fachstelle gibt es nun zumindest im Landkreis Rottweil eine Möglichkeit, das zu verhindern.
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