„Die Lage ist ernst!“ - OB Dr. Christian Ruf zum Rottweiler Haushaltsentwurf 2026

Rottweil zwischen Konsolidierung und Zukunftsinvestitionen
copyright Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf

Mit der Einbringung des Haushaltsplanentwurfs 2026 hat Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf im Gemeinderat die finanzielle Ausgangslage der Stadt Rottweil offen und deutlich beschrieben. Der Haushalt sei „weit mehr als ein Zahlenwerk“, sondern Ausdruck politischer Prioritäten, finanzieller Realität und gemeinsamer Verantwortung für die Zukunft der Stadt.

Der Entwurf sei unter „anspruchsvollen, teilweise wechselhaften Rahmenbedingungen“ entstanden und Ergebnis intensiver Beratungen. Ziel bleibe es, „Rottweil handlungsfähig zu halten – heute und morgen“.

„Die Lage ist ernst“: Strukturelle Herausforderungen für den Haushalt

Gleich zu Beginn machte der Oberbürgermeister deutlich, dass sich Rottweil – wie viele Kommunen bundesweit – in einer schwierigen finanziellen Situation befindet. Steigende Preise, volatile Energie- und Rohstoffmärkte, eine schwächere Konjunktur sowie wachsende Aufgaben für die öffentliche Hand prägen die Ausgangslage.

Besonders problematisch sei, dass Kommunen zunehmend Pflichtaufgaben übernehmen müssen, ohne dafür ausreichend finanziell ausgestattet zu werden. „Die Lage ist ernst!“, fasste Ruf die Situation zusammen.

Erträge und Aufwendungen: Enge Spielräume im Ergebnishaushalt

In der mittelfristigen Finanzplanung geht der Oberbürgermeister von einer Ertragsentwicklung von derzeit rund 93 Mio. Euro (2025) auf etwa 105 Mio. Euro bis 2029 aus. Gleichzeitig steigen die Aufwendungen im gleichen Zeitraum von rund 93 Mio. Euro auf etwa 107 Mio. Euro.

Diese Entwicklung führt dazu, dass sich die finanziellen Spielräume zunehmend verengen. „Die Ursachen liegen nicht in einzelnen Ausreißern, sondern in einer gesamtstrukturellen Entwicklung von Erträgen und Aufwendungen“, erklärte Ruf.

Besonders stark steigen:

  • die Personalaufwendungen,
  • die Sachkosten sowie
  • die Transferaufwendungen.

Personal-, Transfer- und Energiekosten als Kostentreiber

Bei den Personalaufwendungen ergeben sich gegenüber der bisherigen Finanzplanung zusätzliche 567.000 Euro, obwohl bereits Konsolidierungsmaßnahmen umgesetzt wurden – unter anderem im Bürgerbüro, in Schulen und Kindergärten, bei Bücherei, Musikschule, Tourismus, Stadtmarketing und Stadtplanung. Trotz geringerer Tarifsteigerungen bleibt der Personalbereich ein wesentlicher Ausgabentreiber.

Ein erheblicher Anteil der laufenden Ausgaben entfällt auf Transferaufwendungen. Allein die Betriebskostenumlagen für Kindergärten anderer Träger belaufen sich auf 10,3 Mio. Euro. Hinzu kommt die Kreisumlage, deren Anhebung ursprünglich eine Mehrbelastung von 1,46 Mio. Euro bedeutet hätte.

Der Kreistag habe den Hebesatz inzwischen auf 31,5 % festgelegt. „Ein halber Prozentpunkt bei der Kreisumlage entspricht für die Stadt Rottweil einer Mehrbelastung von rund 243.000 Euro“, ordnete der Oberbürgermeister ein und zeigte sich dankbar für die leichte Entlastung.

Auch bei den Energiekosten schlägt das dauerhaft höhere Preisniveau deutlich zu Buche:

  • Strom: +77.000 €
  • Wasser: +156.000 €
  • Erdgas: +101.000 €
  • Wärme: +70.000 €

Insgesamt ergibt sich hier eine Mehrbelastung von 404.000 Euro im Haushalt 2026.

Konsolidierung: Sparen, um handlungsfähig zu bleiben

Um die finanzielle Stabilität zu sichern, setzt die Stadt ein umfassendes Konsolidierungsprogramm um. Bereits 2025 konnten Verbesserungen von 970.000 Euro erzielt werden. Für die Folgejahre steigen die Effekte schrittweise auf langfristig rund 2,68 Mio. Euro jährlich.

Die Maßnahmen reichen von Anpassungen bei Gebühren und Steuern (unter anderem Grundsteuer A und B, Einführung der Grundsteuer C, Zweitwohnungsteuer) bis hin zu strukturellen Eingriffen. Dazu zählen die Reduzierung von Standards, Einschnitte bei freiwilligen Leistungen, Anpassungen bei Kinderbetreuung und Öffnungszeiten städtischer Einrichtungen.

Wir sparen nicht, weil wir sparen wollen – wir sparen, damit Rottweil auch morgen noch handlungsfähig bleibt“, betonte Ruf.

Investieren trotz Sparkurs: 110,8 Millionen Euro bis 2029

Trotz der angespannten Haushaltslage setzt die Stadt weiterhin auf gezielte Investitionen. Für die Jahre 2026 bis 2029 ist ein Gesamtvolumen von 110,8 Mio. Euro vorgesehen. „Wer in schwierigen Zeiten ausschließlich bremst, verliert Zukunft“, machte der Oberbürgermeister deutlich.

Landesgartenschau 2028 als Stadtentwicklungsprogramm

Mit 47 Mio. Euro bilden die Landesgartenschau 2028 und die damit verbundenen Stadtentwicklungsmaßnahmen den größten Investitionsblock. Viele Projekte seien sogenannte „Sowieso-Maßnahmen“, also Investitionen, die unabhängig von der Gartenschau notwendig gewesen wären – etwa in Verkehrs- und Infrastrukturprojekte.

Der strategische Vorteil liege in der hohen Förderquote. Beispielhaft nannte Ruf den Bereich Zentraler Umsteigepunkt/Friedrichsplatz mit 7,065 Mio. Euro Gesamtkosten, denen 2,48 Mio. Euro Fördermittel gegenüberstehen. „Wir investieren nicht nur viel, wir investieren auch klug“, so Ruf.

Familien, Bildung und Vereine im Fokus

Weitere Investitionsschwerpunkte sind:

  • Kinderbetreuung: 5,1 Mio. Euro
    Neue und verlegte Standorte, moderne Einrichtungen und zusätzliche U3-Angebote
  • Schulträgeraufgaben: 7,8 Mio. Euro
    Sanierungen, Ganztagsangebote und bessere Lernbedingungen
  • Sportstätten: 11,56 Mio. Euro
    Sanierung bestehender Hallen und Neubau der Campus-Sporthalle

Sportstätten seien „Orte des Ehrenamts, der Begegnung, der Gesundheitsvorsorge und des sozialen Zusammenhalts“ und damit unverzichtbar für die Stadtgesellschaft.

Private Investitionen stärken den Standort

Der Oberbürgermeister verwies zudem auf zahlreiche private Investitionen, die parallel zu den städtischen Maßnahmen entstehen – darunter Projekte in der Heerstraße, am Alten Spital, der neue REWE-Markt oder die Fußgänger-Hängebrücke. Diese Entwicklungen stärkten den Standort, schafften Arbeitsplätze und erhöhten die Aufenthaltsqualität, ohne den städtischen Haushalt direkt zu belasten.

Großprojekt aquasol: Ersatzneubau als Pflichtaufgabe

Ein besonders weitreichender Punkt ist die geplante Etatisierung eines neuen Kombibades als Ersatz für das aquasol. Nach intensiven Prüfungen stehe fest, dass eine wirtschaftliche Sanierung des Bestands nicht mehr möglich ist.

Der Ersatzneubau:

  • Gesamtvolumen: rund 40 Mio. Euro
  • mögliche Bundesförderung: bis zu 8 Mio. Euro
  • Zielhorizont: bis 2031

Der Ersatzneubau des aquasols ist kein Prestigeprojekt. Er ist eine Investition in Pflichtaufgaben – in Schul- und Vereinssport, Schwimmausbildung, Sicherheit, Gesundheit und Lebensqualität“, stellte Ruf klar.

Fazit: Verantwortung heute, Chancen morgen

Der Haushaltsentwurf 2026 zeigt eine Stadt, die sich großen finanziellen Herausforderungen stellen muss und dafür auch schmerzhafte Entscheidungen trifft. Zugleich setzt Rottweil bewusst auf Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Betreuung, Sport und Stadtentwicklung, um langfristig attraktiv und leistungsfähig zu bleiben.

Die dargestellte Ertragsentwicklung basiert auf den Annahmen der mittelfristigen Finanzplanung. Der detaillierte Haushaltsplan, der konkret aufschlüsselt, in welchen Bereichen Mehreinnahmen erwartet werden, wird von der Verwaltung erst in einem weiteren Schritt nachgereicht und ist Grundlage der kommenden Beratungen.

Mit Blick auf die Landesgartenschau 2028 sieht der Oberbürgermeister erhebliches Entwicklungspotenzial für Stadt und Region. Wie stark sich diese Impulse wirtschaftlich auswirken werden, wird sich jedoch erst in den kommenden Jahren zeigen.

Oder, wie Dr. Christian Ruf es selbst zusammenfasste:
Wir verbinden – Generationen, Stadtteile und Interessen. Und wir schaffen Verbindungen zwischen Sparsamkeit und Zukunft, zwischen Notwendigem und Machbarem, zwischen Verantwortung heute und Chancen morgen.

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