Trotz gestiegener Kriminalität: Rottweil bleibt sicher

Jahresbericht Kriminalität 2023 Rottweil: So sicher ist Rottweil
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Bernd Pfaff (Fachbereichsleiter Bürgeramt, Ordnungs- und Schulverwaltung), Bürgermeisterin Ines Gaehn, Revierleiter Thorsten Weil und sein Stellvertreter Michael Roh

Am 25. Juni 2024 präsentierte das Polizeirevier Rottweil für das Jahr 2023 die Zahlen zur Kriminalität in der Stadt Rottweil. Die Zahl der Straftaten stieg um 7,1%, körperliche Gewalt nahm ab, Diebstähle, Einbrüche und Delikte gegen sexuelle Selbstbestimmung allerdings deutlich zu. Das Fazit der örtlichen Polizei und der Stadt lautet: Rottweil bleibt sicher.
Alle Zahlen und die wichtigsten Links zum Thema finden Sie im Detail unten im Text.

Wirtschaftliche Situation führe zu steigender Eigentumskriminalität

Dass die wirtschaftliche Situation vor dem Hintergrund der gestiegenen Inflation und der anfänglichen Ressourcenmangellage im Jahr 2023 bei der Kriminalitätslage eine gewisse Rolle spielen dürfte, zeigt sich insbesonders im Bereich der Eigentumskriminalität.
Die Ladendiebstähle nahmen um 78,3% zu. Ziel der Ladendiebinnen und Ladendiebe sind vor allem Kosmetik, Lebensmittel, Alkoholika, Hygieneartikel und Kleidung. Betroffen seien dabei die großen Supermärkte, die mittels Ladendetektive auch zur Aufklärungsquote von 93,2% beitragen. Unbemerkte Ladendiebstähle werden in Inventurdifferenzen sichtbar.

Fahraddiebstahl ließe sich durch Mitarbeit besser verfolgen

Aufgrund des sich verändernden Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein und begünstigt durch die Entwicklungen im Bereich der elektrogestützten Zweiräder, nutzen immer mehr Menschen hochwertige Fahrräder. Fahrräder sind jedoch auch bei Kriminellen beliebt und ziehen die Aufmerksamkeit von organisierten Diebesbanden auf sich.
Beim Polizeirevier Rottweil kam es in 35 (56) Fällen zum Fahrraddiebstahl. Dies bedeutet einen Rückgang um 37,5%.
Die Aufklärungsquote liegt bei 8,6%. Als Absatzmarkt gilt oft das osteuropäische Ausland.
Dort werden die gestohlenen Räder auf Online-Verkaufsplattformen oder Flohmärkten
zum Kauf angeboten.
Neben einem Fahrradschloß - auch bei nur kurzfristigen Abstellen vor der Haustür - und einem abschließbaren Bereich empfiehlt die Polizei die Registrierung des Fahrrades. Eine fehlende Gestellnummer oder Registrierung erschwert die Identifikation des gestohlenden Fahrrades.

Interessant: Laut einer in Baden-Württemberg durchgeführten Umfrage gaben 8% der Befragten an, Opfer eines Fahrraddiebstahls geworden zu sein. Doch nur 49% der Betroffenen hätten dieses zur Anzeige gebracht. Gründende hierfür sind primär die Annahme, dass die Polizei den Fall ohnehin nicht hätte aufklären können(62 Prozent), der bürokratische Aufwand zu hoch erschien (31 Prozent) oder es zu viel Mühe gewesen, die Polizei einzuschalten (23 Prozent).

Fahrrad kostenlos registrieren
GPS-Tracker: So lassen sich gestohlene Fahrräder orten
ADAC, 14.09.2023

Vermögensdelikte nehmen zu. Betroffene sollten sich stets bei der Polizei melden

Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten sind beim Polizeirevier Rottweil mit 210
(162) Fällen eine ansteigende Zahl festzustellen.
Diesen Phänomenbereich prägen überwiegend Betrugsdelikte in den verschiedensten Varianten (Betrug mittels rechtswidrig erlangter unbarer Zahlungsmittel, Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen, Überweisungsbetrug, Erschleichen von Leistungen, Tankbetrug)
149 Fälle (103).
Darunter subsumiert werden zudem betrügerische Anrufstraftaten mit den Tatbegehungsformen Falscher Polizeibeamter, Enkeltrick und Schockanruf zum Nachteil älterer Opfer aus professionellen Callcentern. Durch geschickte Gesprächsführung, sicherem und dominantem Auftreten werden Opfer am Telefon unter Druck gesetzt und zur Übergabe von Geld und Wertsachen bewegt. Dabei machen sich die Kriminellen digitale Telefonie und Manipulationssoftware zu Nutze.
Inzwischen nutzen die Täterinnen und Täter auch Messengerdienste wie beispielsweise WhatsApp, um ihre Opfer zu Geldüberweisungen zu bewegen. Dabei geben sie sich als Töchter, Söhne oder Enkel aus und bitten kurzfristig um Bargeld oder die Tätigung einer Überweisung. Als Grund wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht. Die missliche Lage wird gezielt und äußerst dringlich dargestellt.
Viele Betroffene melden sich vermutlich nicht wegen des Schamgefühls, darauf reingefallen zu sein. Bitte melden Sie diese. So helfen Sie neben der Ergreifung der Täter auch ihre Mitmenschen, dass diese nicht ebenso Opfer werden.

Tipps der Polizei gegen den Enkeltrick

Neue Koordinierungsstelle sorgt für mehr Anzeigen bei häuslicher Gewalt

In Baden-Württemberg ist häusliche Gewalt als Partnergewalt definiert. Darunter ist die direkte physische oder psychische Einflussnahme von gewisser Erheblichkeit auf Ehe- oder gleichzustellende Partnerinnen oder Partner einer Beziehung zu verstehen - wobei die Beziehung auch bereits aufgelöst sein kann. Umfass sind alle Lebens- und Sozialbereiche, auch außerhalb des Wohnbereichs. Als Opfer häuslicher Gewalt gelten alle Personen, bei denen eine partnerschaftliche Beziehung besteht oder bestand.
Im Jahr 2023 nahmen die Aggressionen zu: Registriert wurden 30 (Vorjahr 24) Opfer häuslicher Gewalt. 27 (21) der Opfer häuslicher Gewalt sind weiblich. 3 (3) sind männlich.
Im Fünfjahresvergleich erreicht die Häusliche Gewalt/Partnergewalt einen neuen Höchststand.
Probleme würde man versuchen mit Gewalt zu lösen.
Mit der Aufnahme des Falls sei dieser noch lange nicht abgeschlossen. Platzverweise gelten meist nur zwei Wochen, so dass es zu Wiederholungsfällen kommt.
Die Polizei Rottweil hat zur Partnergewalt eine neue Koordinierungsstelle eingerichtet. Zusammen mit den wie Frauen helfen Frauen kann schnelle und adäquate Hilfe angeboten werden.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Nach wie vor werden Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte bei der Wahrnehmung der Aufgaben des täglichen Dienstes mit einem sehr hohen Gewalt- und Aggressionspotential konfrontiert.
Widerstandshandlungen/Angriffe auf Polizeikräfte spielen sich häufig im Zusammenhang mit Personen ab, die sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden. Die Einsatzanlässe "randalierende Person", "Streitigkeiten", "betrunkene Person" und "häusliche Gewalt" sind die häufigsten Gründe für das polizeiliche Einschreiten, die zu Widerstandshandlungen/tätlichen Angriffen führen.
Erfreulicherweise ist, entgegen dem Landestrend, bei den Fällen der Gewalt gegen Polizeibeamte ein leichter Rückgang zu verzeichnen (2023: 15 Fälle; 2022: 20 Fälle). Der Wert liegt annähernd im Bereich des 5-Jahres-Mittelwert. Die Aufklärungsquote liegt wie im Vorjahr bei 100%.

Das Profil der Tatverdächtigen in Zahlen

Staatsangehörigkeit: 422 Deutsche, 294 Nichtdeutsche - bei einem Ausländeranteil von ca. 15% (Quelle: )
Nach Geschlecht: 552 männlich, 164 weiblich
Nach Alter: 571 Erwachsene, 51 Heranwachsende (bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres), 66 Jugendliche (14 bis 17 Jahre), 28 Kinder

Die Opfer in Zahlen

Nach Geschlecht: 153 männlich, 132 weiblich
Nach Alter: 196 Erwachsene, 19 Heranwachsende (bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres), 31 Jugendliche (14 bis 17 Jahre), 28 Kinder

Online-Meldestelle
Für dringende Fälle wählen Sie bitte immer die Notrufnummer 110.

Die Kennzahlen im Detail

  Stadt Rottweil 2022 zum Vorjahr Landkreis Rottweil Baden-Württemberg Deutschland
Straftaten Gesamt 1425 1331 +7,1% +14,9% +8,1% +5,5%
Straftaten ohne Ausländerrecht (9) 1403 1310 +7,1%   +5,8% +4,4%
Aufklärungsquote 64,0% 66,4% -2,4% 66,6% 63,5% 58,4%
Tatverdächtige 716 690 +3,8% +14,7% +10,4% +7,3%
Opfer (1) 285 349       +8,5%
Straftaten gegen das Leben (2) 1     3 -5,3% +2,1%
Rohheitsdelikte (3) 198 258 -23,3% +15,7% +8,3% +17,4%
Körperverletzungsdelikte 131 166 -21,1% +14,8%   +6,8%
Gewalt gegen Polizeibeamte 15 20 -25,0% +10,2%   +7,7%
Aggressionsdelikte (4) 52 86 -39,5% -10,5% +9,1%  
Häusliche Gewalt (5) 30 24 +25,0% +33,0%    
Gegen sexuelle Selbstbestimmung (6) 58 30 +93,3% +83,8% +2,3% +2,4%
Diebstahl 422 368 +14,7% +15,0% +13,9% +10,7%
Wohnungseinbruchdiebstahl (8) 10 6 +66,7% +53,6% +15,4% +18,1%
Ladendiebstahl 132 74 +78,3% +31,3% +24,4% +23,6%
Fahrraddiebstahl 35 56 -37,5% -28,6%   -0,6%
Sachbeschädigung (7) 175 171 +2,3% +4,2%    
Rauschgiftkriminalität 119 110 +8,2% -1,0% -5,0% +1,8%
Vermögens- und Fälschungsdelikte 210 162 +29,6% +9,9% +7,1%  

Anmerkungen zu den oben aufgeführten Zahlen:
Die Vergleichszahlen zum Land und Bund liefern wir in Kürze nach.
(1) Als Opfer einer Straftat im Sinne der Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) gelten natürlich Personen, gegen die sich die Straftat unmittelbar richtet. Dies sind z.B. Straftaten gegen das Leben, bestimmte Sexualdelikte, Raub und räuberische Erpressung sowie Körperverletzungen und Nötigungen. Nicht als Opferdelikt gelten z.B. Diebstahl und Beleidigung.
(2) Unter dem Begriff "Straftaten gegen das Leben" versteht die PKS die Straftaten Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, fahrlässige Tötung und den strafbaren Schwangerschaftsabbruch.
(3) Alle Körperverletzungsdelikte, sowie Straftaten gegen die persönliche Freiheit, Freiheitsberaubung, Nötigung, Bedrohung und Nachstellung (Stalking). Zahlen Deutschland: hier Raubdelikte.
(4) im öffentlichen Raum
(5) Partnergewalt
(6) Darunter: 4 (Vorjahr 4) Vergewaltigungen, 18 (6) sexuelle Belästigungen, 11 (5) sexueller Missbrauch.
(7) u.a. Farbschmierereien und Sachbeschädigung öffentlicher Einrichtungen. Da die Schäden in der Regel der Versicherung gemeldet werden, geht man eher von einer geringen Dunkelziffer aus. Die Aufklärungsquote liegt bei 24,6%.
(8) Sieben versuchte Einbrüche wurden vereitelt. Die polizeilichen Beratungsstellen geben neutral Auskunft, wie man die Wohnung und das kann.
(9) Korrigiert: Reduziert um die Delikte, die nur von Ausländern begangen werden konnten, z.B. bei illegaler Einwanderung oder illegelen Aufenthalt.
Die Zahlen (Veränderung in % zum Vorjahr) ist nur bedingt mit den in BaWü, Landkreis und Stadt Rottweil vergleichbar, da eine andere Unterteilung vorliegt.
Nicht aufgeführt: Delikte im Zusammenhang mit Cyberkriminalität, bei dem gewerblichen Unternehmen betroffen sind. Diese wird zentral erfasst. Die entsprechende Meldestelle finden Sie ganz unten im Text.


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