Mitten auf der Baustelle steht Philipp Schneider, der eigentlich gerade überhaupt keine Zeit hat für ein Interview. Denn der Neubau der Event Schneiderei auf dem Berner Feld befindet sich in der letzten Phase, in den nächsten Wochen soll Eröffnung gefeiert werden. Und da muss er nicht nur ständig telefonieren, auch hat dauernd einer der Handwerker eine Frage. Doch glücklicherweise sind da noch seine Frau Julia und sein Bruder Gabriel, denn neben der Baustelle will ja auch der Laden, sprich der Partyservice Mattes, die Caféteria der Gewerbeakademie und das Restaurant Rötenmühle in Vöhringen am Laufen gehalten werden.
Ein Neubau mit Großküche, Büroräumen, Showroom und Platz für Koch-Events in Corona-Zeiten? Das hatten sich die Schneiders auch anders vorgestellt, doch der Partyservice, den Philipp Schneider 2014 von seinem einstigen Lehrherrn Hans Mattes übernommen hatte, wuchs über sich hinaus, neue Räume wurden nötig. Neue Räume, in denen die Köche nicht, wie oft anderswo, in den Keller verbannt werden, sondern einen schönen Arbeitsplatz mit Ausblick haben. "Wir wollen unsere Mitarbeiter binden und neue gewinnen", sagt Philipp Schneider, was in der Gastronomie gar nicht so einfach ist. Dafür gibt es auch Duschen, Umkleiden, eine große Terrasse, gemütliche Räume für Pausen und das gemeinsame Mittagessen.
20 feste Mitarbeiter haben die Schneiders, in der Hochsaison 60 bis 80 zusätzliche, zwei Azubis lernen hier, werden zum Koch und Veranstaltungskauffrau ausgebildet, eine hat eben die Ausbildung zum Koch mit Bravour abgeschlossen. Doch dann kam Corona, direkt zum Start der Hochsaison: "Am 16. März standen wir vor dem Nichts", erzählt Philipp Schneider, "ich war einen Tag down." Aber nur einen. Denn am nächsten starteten die Schneiders einen Online-Shop mit Lieferservice. Am Montag war der Lockdown, eine Woche später lieferte "Schneider bringt´s" die ersten Essen aus, bis zu 500 an manchen Tagen. "Und das läuft immer noch, wir haben etwa 100 Bestellungen am Tag." Den Kopf in den Sand stecken, das kam nicht in Frage, "wir haben ja auch Verantwortung für unsre Mitarbeiter", ergänzt Julia Schneider. Die Kurzarbeit hilft, die Corona-Selbsthilfe bekamen sie allerdings nicht, weil für den Bau EU-Zuschüsse fließen, das biss sich. "Aber wir können uns aus eigenen Kräften über Wasser halten, das wirft uns nicht aus der Bahn."
Und so entsteht hier oben jetzt unter anderem die Kochschule, die möglichst noch in diesem Jahr starten soll. Ideen haben die Schneiders genug, von Basics wie Zwiebeln schneiden und das Nudelwasser nicht anbrennen lassen bis zu Kochwettbewerben oder die Rezepte aus World of Warcraft ausprobieren - alles ist möglich. "Wir sind Profis, und wir lassen uns gerne über die Schulter und in die Töpfe gucken, wollen unser Wissen gern mit anderen teilen", sagt Philipp Schneider. Der Spaßfaktor soll hier im Vordergrund stehen, so kann man als Gruppe hier gemeinsam kochen, kann Geburtstag feiern oder jede Woche einmal kommen und neues lernen. Auch ein Kochkurs für Singles ist angedacht, "wir haben allerdings die Befürchtung, dass dann mehr Frauen als Männer kommen", meint Julia Schneider schmunzelnd.
Tief verwurzelt in der Region, das sind die Schneiders. Gabriel und Philipp sind in Dietingen auf einem Hof großgeworden," es war selbstverständlich, dass Mutter das Brot selbst backt und das Fleisch von der Hausschlachtung kommt", erzählt Philipp Schneider. Auch heute kommen die Zutaten, wenn irgend möglich, von regionalen Anbietern, das Getreide von einer Mühle in Egesheim, die Eier aus Dietingen, das Fleisch von hiesigen Metzgern.
Das Herzstück des Neubaus ist die Großküche, in der schon die Geräte für fünf Kochzeilen stehen. "Das brauchen wir unbedingt, die Kapazitäten in den Räumen in der Gewerbeakadamie sind für die Caféteria ausgelegt", betont Gabriel Schneider. Hier oben kocht man demnächst rückenschonend an höhenverstellbaren Arbeitsflächen und hat Platz, um zu wachsen. "Wenn alles fertig ist, gehen wir auf Personalsuche."
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