Nicht proben zu dürfen in diesen Zeiten, das ist auch für Andreas Puttkammer und seine Sängerinnen vom Mädchenchor Rottweil eine harte Sache. "Aber wir lassen den Mut nicht sinken." Gleich als nach dem ersten Lockdown wieder möglich war, zusammen zu singen, haben sie es auch gemacht, mit ausgefeiltem Hygienekonzept. "Das hat sehr gut geklappt", so Puttkammer, den seine Mädels nur "Putti" nennen. Die Mädchen seien sehr diszipliniert gewesen, und Martin Köchling, Vorsitzender des Fördervereins, sorgte für alles Nötige in Sachen Hygiene.
Und dann gab es sogar zwei Auftritte, zunächst einen im Freien, in der Schiefererlebniswelt in Dormettingen. "Das war eine ganz neue Entdeckung. Vielleicht waren wir da nicht zum letzten Mal!" Und dann, kurz vor dem erneuten Lockdown, gaben die Mädchen ein Konzert in Reutlingen. Komponist Stephan Dominikus Wehrle hat vor längerer Zeit schon eine Psalmvertonung mit dem Rottweiler Chor aufgeführt, jetzt war es seine Abschlussarbeit, die Uraufführung seiner Symphonie "Harmonie der Sphären", mit 100 Zuschauern und abgespecktem Orchester. "Diesmal haben die Sängerinnen die Soli übernommen, Stefan wollte eigentlich Solisten nehmen, aber das hat gut geklappt." Eine eindrucksvolle Erfahrung für alle, auch wenn das Singen mit Abstand eine echte Herausforderung ist. Wehrle dirigierte das Orchester, "er hatte extra ein Mikro, damit wir ihn auch verstehen." Ein tolles Konzert, da waren sich alle einig, und "ein unglaublich belebender Moment!", so Puttkammer. Die geplanten Adventsauftritte sind erstmal auf Eis gelegt, aber nur das: "Wir können ja auch im Freien singen, in einer Fußgängerzone beispielsweise." Auch ein Videodreh in einem Freudenstädter Hotel muss warten, ist unter Corona-Bedingungen nicht realisierbar.
Derzeit freuen sich alle darauf, wieder proben zu dürfen. "Das ist mit dem Abstand schon schwieriger, aber auch eine gute Schule", so der Chorleiter. Flexibel und kurzfristig, wie so vieles derzeit, bleibe man. "Man merkt, die Mädchen haben richtig Bock auf das gemeinsame Singen. Und man merkt auch die langjährige Zusammenarbeit. Uns bringt so schnell nichts aus der Fassung." Sorgen um die Zukunft des Chors macht sich Andreas Puttkammer keine, auch wenn er inzwischen in Montabaur am Landesmusikgymnasium unterrichtet und nur am Wochenende zuhause in Trossingen sein kann. Denn inzwischen sind mehrere Sängerinnen des Villinger St. Ursula-Schulchors zum Mädchenchor gewechselt, einige, die schon studieren oder im Berufsleben stehen, lassen es sich nicht nehmen, bei den Proben dabei zu sein. Und auch der B-Chor lebt weiter, "klein, aber fein!" Seit Kurzem gibt es zudem einen netten Kontakt zur Rottweiler Mädchenkantorei, gemeinsame Projekte sind angedacht.
Musik hilft in der Krise, und Singen, das fördert die Persönlichkeit, weiß der erfahrene Musiker, der seine Frau Gerlinde in der Kirchenmusikschule in Rottenburg kennengelernt hat.
Und das Singen im Chor fördert natürlich den Gemeinschaftssinn und lässt Freundschaften entstehen, das merkt Puttkammer derzeit mehr als deutlich. Dankbar und stolz auf seine Sängerinnen, auf seine eigene Tochter Sarah, die inzwischen Schulmusik mit Hauptfach Gesang studiert. "Es ist schön zu sehen, was ich prägen konnte!" Das sehe man in solchen verrückten Zeiten umso deutlicher, und gerade da werde einem auch bewusst, welchen Stellenwert die Arbeit im Chor habe. "Man denkt respektvoll darüber nach. Und das machen die Mädchen auch, es ist eine große Wertschätzung."
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Mädchenchor Rottweil e.V. Lorenz-Bock-Str. 16 Musikpavillon der Konrad-Witz-Schule (Probenort) 78628 Rottweil |