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Hilfe, ich habe einen Garten!

Wie die Stadt statt Schottergärten kleine Insektenparadiese schafft: Ein Rundgang am Nägelesgraben
copyright Moni Marcel
Albert Schmidt zeigte den Aufbau und Nutzen der Beete am Nägelsgraben: Nahrung für Insekten und Vögel und dazu eine ganzjährige Augenweide.

"Hilfe, ich habe einen Garten!" , das war der originelle Titel eines kleinen Rundgangs am Nägelesgraben, zu dem Albert Schmidt vom städtischen Bauhof geladen hatte. Denn derzeit dreht sich ja vieles um die umstrittenen und neuerdings "Schottergärten", die im Ländle inzwischen in Neubaugebieten verboten sind, allerdings beipsielsweise auf der Spitalhöhe noch reihenweise entstehen.

Pflegeleicht sollen sie sein, doch das sind sie nicht, erklärte der Fachmann seinen Zuhörern. Denn auch hier beginnt es irgendwann zu wachsen, kommen Samen angeflogen und machen sich zwischen den Steinen breit. Doch das ist nicht der einzige Nachteil: Die Steine heizen sich im Sommer auf und geben die Wärme dann ab, hingegen sorgt Grün für Abkühlung in Hitzesommern. Und natürlich die Insekten: Im Steingarten finden sie nichts. Hingegen am Nägelesgraben, wo die Stadtgärtner in den letzten Jahren manches ausprobiert haben. Zunächst ein Substrat aus Kompost und Tonkügelchen, darauf eine Schicht Schotter.

Ja, auch hier, aber nur feiner Kies, und die Kombi hat es in sich: Denn hier wachsen Gräser und Blumen, und das so aufeinander abgestimmt, dass Biene und Co vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst Nahrung finden. Sogar im Winter, denn die Samenstände dürfen vertrocknen und bleiben stehen, hier gegenüber vom Gefängnis, und da finden die Vögel auch noch was zu fressen, wenn alles grau und braun geworden ist. Zudem sind die trockenenStängel Unterschlupf für Insekten. Dabei ist hier nicht alles so glatt gelaufen, wie Albert Schmidt erzählt. "Auch Fachleute machen Fehler!" Aus denen sie aber gelernt haben, wie ein weiteres Beet zeigt: Hier wächst alles dichter, die Chrysanthemen und Astern beginnen jetzt im Oktober gerade zu blühen, andere blühen seit dem Sommer, und das, ohne dass hier gegossen oder gedüngt werden muss. Im vorigen Beet hat man das nicht so gut hinbekommen, da mussten die Gärtner im heißen Sommer nachhelfen.

Goldrute, Sonnenhut, Färberkamille, Lilien, Schafgarben, Kokarden- und Witwenblumen und vieles mehr zieren die Beete, die Gräser sind im Winter eine Augenweide. Viele Fragen gab es an den Fachmann, und zahlreiche TIpps hatte er auch für die Hobbygärtner: Königskerzen im Winter stehen lassen, auch wenn sie nicht schön aussehen: "Das ist tolle Nahrung für Vögel!" Und auch die Brennesseln, die manch einer rigide bekämpft, sind nützlich: "Es gibt fünf oder sechs Schmetterlingsarten, die sie brauchen für ihre Raupen." Man lernt also einiges bei Albert Schmidt, der auch erklärt, dass der Bauhof das Substrat inzwischen aus eigenem Material selbst herstellt und die Kiesschicht unter den sich ausbreitenden Stauden und Gräsern bald nicht mehr zu sehen sein wird.

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